Was wären die großen Beachserien ohne spektakuläre Bilder, die voll mit Energie und Emotionen geladen sind? Um genau diese Momente für die Ewigkeit zu konservieren, gibt es Fotografen wie Peter Anderfuhren von Peter Anderfuhren Photography (http://www.spottersnap.com). Peter hielt schon auf einigen großen FIVB-Beachturnieren die wichtigen Momente fest. Daher habe ich Peter zu einem Interview gebeten, damit er hier im Volleyballblog ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert und euch ein paar Tipps zur Beachvolleyball-Fotografie an die Hand gibt.
Hallo Peter,
es freut mich, dass du dich hier im Blog meinen Fragen stellst. Am besten stellst du dich kurz einmal vor. Wann hast du bspw. deine Leidenschaft für Fotografie entdeckt, bzw. wie fing alles an?
Hallo Steffen
Hallo liebe Leser
Ich heisse Peter Anderfuhren, bin 1969 in der Schweiz geboren, dort aufgewachsen und immer noch heimisch.Die ersten zaghaften „Schritte“ in der Fotografie wagte ich vor rund 30 Jahren. Damals bekam ich eine Plastik-Kamera als Werbegeschenk, diese hatte weder eine Zoomfunktion, noch sonstige Einstellungsmöglichkeiten, ganz zu schweigen von einem Blitz. Doch sie war mein ganzer Stolz und mein ständiger Begleiter. Mir fehlte sehr oft die Geduld einen 24-er Film zu füllen und so kam es nicht selten vor, dass ich Diesen schon nach zirka 10 Bilder zurück spulte um die Bilder entwickeln zu lassen. Zu dieser Zeit war es noch nicht möglich, die Bilder auf einem Display zu prüfen und so kam es zu manch einer Enttäuschung, da die Fotos unbrauchbar waren. Doch das hielt mich nicht davon ab meine große Leidenschaft weiter zu verfolgen und mich Schritt für Schritt zu entwickeln.
Auf deiner Webseite bietest du in deinem Portfolio neben Beachvolleyball, auch Eventfotografie, Gebäudefotografie sowie Fotos mit Flugzeuge und Helikopter. Welches Motive birgen besondere Herausforderungen für ambitionierte Fotografen und warum? Welches Motiv fotografierst du am liebsten?
Sicherlich herausfordernd und anspruchsvoll ist die Nachtfotografie oder eben bewegte Sujets.
Und genau das macht für mich den Reiz aus Beachvolleyball oder Kampfjets zu fotografieren.
Die Bewegungen sind sehr schnell und oft auch nicht vorhersehbar, da man durch den Sucher blickt hat man nur einen kleinen Ausschnitt im „Fokus“. Es braucht viel Übung und einen flinken Finger am Auslöser um das gewünschte Bild einzufangen. Und ihr könnt alle beruhigt sein, auch mir gelingt das bei weitem nicht immer.
Die F/A-18 Hornet zähle ich definitiv zu meinen lieblings Motiven.
Du hast schon einige große Turniere wie zum Beispiel Beach Grand Slam Gstaad 2014, Majors Series Gstaad 2015 oder das CEV Masters Beachmania Biel 2015 in deiner Laufbahn fotografiert. Welches Turnier war bisher dein persönliches Hightlight in der Karriere als Beachvolleyballfotograf und warum?
Ich möchte kein Turnier speziell hervorheben, denn für mich ist jedes einzelne ein Highlight. Die Atmosphäre, die Stimmung, die Rahmenbedingungen für die Fotografen und das Gefühl erwünscht zu sein sind immer wieder sehr schön. Auch die Atlethen sind immer sehr offen, umgänglich und trotz großen Erfolgen auf dem Boden geblieben und absolut nicht abgehoben. (da kenne ich ganz andere Beispiele)
Die Beachvolleyballscene ist eine riesen große Familie, man schätzt sich und jedem einzelnen egal ob Fan, Ballkids, Referee oder Spielern wird der nötige Respekt entgegen gebracht. Das ist mit der Hauptgrund weshalb ich so oft bei Beachvolleyballturnieren anwesend bin.
Hast du ein Beachvolleyballfoto, welches du für das Beste deiner bisherigen Fotografen-Laufbahn ist?
Das ist nicht so einfach zu beantworten, denn hinter fast jedem Foto steckt eine besondere „Geschichte“ und darum kann ich nicht ein einzelnes Bild als meinen persönlichen Favoriten betiteln. Doch das folgende Bild gehört bei den gelungenen Pics dazu :
Häufig spricht man von Fotokunst. Um tolle Beachvolleyball-Fotos schießen zu können, braucht es deiner Meinung nach wieviel Prozent Handwerk, wieviel gutes Equipment und wieviel Talent?
Es benötigt bestimmt von allem etwas, wie viel das in Prozenten ausmacht ist sicherlich unterschiedlich. Doch was ich zu 100% sagen kann, dass es nicht reicht sich eine profesionelle Fotoausrüstung zu besorgen. Denn das teuerste Equipment nützt niemandem was, wenn man dieses nicht richtig bedienen kann. Und ich musste schon sehr oft feststellen, dass genau dieser Eindruck in so manchem Kopf festsitzt. Aber die Gleichung (teure Kamera = gute Fotos) stimmt bei weitem nicht. Eine gute Kamera ist unumstritten ein Baustein für ein tolles Bild, doch dazu kommt ein geschultes Auge und oft sehr viel Geduld und nicht zu vergessen das Glück des tüchtigen.
Welche Motive beim Beachvolleyball kommen dir gar nicht vor die Linse?
Ich würde bestimmt nicht auf den Auslöser drücken, wenn sich eine Spielerin oder ein Spieler schwer verletzt und vielleicht sogar um sein Leben kämpft. Das hat wohl wieder mit dem nötigen Respekt gegenüber den Mitmenschen zu tun.
Fotos schießen, ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite kommt im Anschluss zuhause. Bilder müssen aussortiert werden und ggf. nachbearbeitet werden. Wieviel Zeit verbringst du mit damit? Kannst du dich einfach von Fotos trennen? Hast du einen Tipp, wie man hier effektiv vorgeht?
Die Sicherung, das aussortieren und bereitstellen der Fotos für meine Webseite nehmen bei mir sehr viel Zeit in Anspruch. Denn pro Turniertag schiesse ich schon einige Tausend Bilder (JPG / NEF Dateien) und ich bin ja meistens mehrere Tage vor Ort. Die Nachbearbeitung fällt bei mir komplett raus, denn ich will meine Bilder nicht „künstlich aufmotzen“ und versuche schon beim fotografieren die Kamera korrekt eizustellen. (meine Fotos sind grundsätzlich unbearbeitet, lösche höchstens mal einen Fleck raus)
Trennen kann ich mich sehr schlecht von Bildern, auch wenn sie ähnlich oder fast gleich aussehen fällt es mir schwer, diese zu löschen. Daher kann ich dazu leider keinen guten und effektiven Tipp abgeben.
Wenn ich als Einsteiger-Fotograf bestimmte Motive, wie die Abwehr eines Balles, der Angriff des oder einen Monsterblock einfangen möchte. Wie positioniere ich mich am und um den Court am besten für einzelne Motive? Worauf sollte man achten?
Der allgemeine Fan (Publikum) darf auf dem Centercourt nur von der Tribüne aus fotografieren, die Stadien sind unterschiedlich aufgebaut und das heisst, dass man je nach dem relativ weit weg vom Spielfeld ist. Darum empfehle ich den“Einsteigern“ ihr Glück auf den Sidecourts zu versuchen.
Dort kommt man immer sehr nahe ran und befindet sich auf Augenhöhe der Spieler. Ich bevorzuge die Position beim Netz und dort am liebsten kniend, so ist man fast „mittendrin“ im Geschehen.
Damit man auf dem Centercourt am Spielfeldrand fotografieren darf, benötigt es eine Akkreditierung und/oder eine Membership beim FIVB. (Medien oder Presse)
Wenn ich für meinen Verein mit Beachvolleyballfotografie anfangen möchte. Welche Equipment-Empfehlungen für Einsteiger könntest du meinen Lesern mit auf dem Weg geben?
Die Fotografie umfasst ein sehr großes Spektrum und darum würde ich die „richtige“ Ausrüstung nicht auf die Beachvolleyballfotografie beschränken. Jeder der mit fotografieren anfangen möchte sollte sich im Vorfeld dazu einige grundlegende Gedanken machen :
- was will ich hauptsächlich fotografieren (Sport / Porträts / Landschaften / Tiere / usw)
- wie hoch ist mein Budget
- wie sehen meine Ambitionen aus, wie viel Zeit möchte ich investieren
- was soll meine Ausrüstung umfassen
Das sind nur ein paar wenige Punkte die für den Kauf einer Kamera (oder kompletten Ausrüstung)
eine entscheidende Rolle spielen. Für Sportaufnahmen empfiehlt es sich eine Kamera mit hoher Bildrate und lichtstarke Objektive. Stative kann ich beim Beachvolleyball wenn überhaupt nur das Einbeinstativ empfehlen, doch auch mit diesem ist man in meinen Augen zuwenig flexibel. Sprich, die besten Resultate bei der Beachvolleyballfotografie erzielt man „Freihand“.
Wie schon vorher erwähnt, benutze ich keine Fotobearbeitungsprogramme, lediglich ne Software um die NEF Dateien einzulesen und die Bilder zu archivieren.
Gutes Equipment ist wichtig. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, muss dazu wissen, wie es richtig verwendet wird . Hast du interessante Buchempfehlungen oder Links zu Fotografieseiten bzw. Blogs, wo Einsteiger tiefer in die Materie eintauchen können?
Muss an dieser Stelle gestehen, dass ich mir mein Wissen ohne Fotokurse oder Literatur angeeignet habe. Für mich persönlich gilt: üben, probieren, testen, ruhig Fehler machen und aus diesen die nötigen Lehren ziehen. Denn ich finde es einfacher die Erfahrungen 1:1 mit der Kamera und in der Praxis zu machen. Man sieht sofort was bei welcher Einstellung passiert oder was sich verändert. Natürlich gibt es so viele Bilder die nicht gelingen, aber alles braucht seine Zeit und Übung. Und jedes nicht gelungene Bild gibt uns die Möglichkeit uns zu verbessern und man wächst an der Aufgabe. Und auch ich lerne noch heute nach 30 Jahren immer neues dazu und bin noch lange nicht on the top.
Zum Schluß würde ich gerne noch von dir wissen, auf welchen Beachturnieren man dich 2016 antreffen kann?
In meinem Fotokalender stehen dieses Jahr folgende Turniere :
- U21 World Championships Luzern 11. – 16 Mai 2016
- Beach Volleyball Euro 2016 Biel 01. – 05. Juni 2016
- Major Series Gstaad 05. – 10. July 2016
- Schweizermeisterschaft Bern 31. August – 02. September 2016
Danke Peter für das ausführliche Interview. Ich denke, hier jetzt haben einige Leser lust bekommen, deine Experten-Tipps in der Praxis auszutesten.
Kleine Auswahl von Peters Beachvolleyballfotos
Als kleines Sahnehäubchen gibt es hier nun noch 8 Beachvolleyball-Actionfotos von Peter Anderfuhren. Wenn ihr mehr Fotos sehen wollt, besuchte seine Webseite http://www.spottersnap.com/pages/beachvolley.php.
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Lisa
Apr 29, 2016 -
Super Interview mit tollen Tipps! Der Hinweis mit dem Sidecourt ist genial! Viele Grüße