Spannende und hochklassige Matches, überragende Stimmung und Party total – bis zum vergangenen Wochenende war die Donauinsel in Wien für zehn Tage das Beachvolleyball-Mekka der Welt.
Mit dem Weltmeistertitel für Laura und Kira sowie Silber für das Österreichische Herrenteam Doppler/ Horst hätte es für die Fans vor Ort nicht schöner laufen können. Doch was gibt es noch zur WM zu sagen?
Das Team des VolleyballFREAK war für Euch vor Ort und hat sich einen eigenen Eindruck von diesem Megaevent gemacht. Hier alles vom VolleyballFREAK zu Vienna 2017!
Die Vorbereitung auf die WM 2017 in Wien
Seit im September 2016 verkündet wurde, dass die nächste Beachvolleyball WM 2017 in Wien stattfindet wird, war für das VolleyballFREAK-Team klar: Wir sind mit dabei! Bereits im Oktober wurden die Flüge und Unterkunft gebucht. Fehlte nur noch…
Die Akkreditierung
… die offizielle Akkreditierung durch die FIVB als Journalist. Nach einigen Mails mit dem Presseteam und die Registrierung bei der FIVB war auch diese Hürde genommen: VolleyballFREAK ist also offiziell mit am Start in Wien!
Als akkreditierter Journalist hat man so diverse Vorteile genießen können:
- Zugang über spezielle Bereiche auf das Gelände mit Wartezeiten immer unter 5 Minuten
- Zugang zur Arena über spezielle Eingänge, praktisch ohne Wartezeit
- Feste Sitzplätze auf der überdachten Tribüne
- Verpflegung während des gesamten Tages (Kaltgetränke sowie diverse Kaffeespezialitäten), Sandwiches, frische Salate sowie abwechslungsreiches Front-Cooking Buffet
- Naher klimatisierter Toilettenbereich
- Schnelles Wifi zum Hochladen von Videos für facebook etc.
Die Location
Mit Wien wurde eine europäische Großstadt als Ausrichtungsort gefunden, die bis jetzt noch keine große Erfahrung bei der Durchführung von Beachvolleyball-Großevents hat. Beachvolleyball-Hauptstadt in Österreich ist normalerweise Klagenfurt.
Überall in Wien wurden teils großflächige Plakate aufgehängt die auf die WM hingewiesen haben. Auch in der „Kronen“-Zeitung wurde Öffentlichkeitswirksam berichtet.
Mit der Donauinsel wurde aber aus Sicht von VolleyballFREAK die perfekte Location gefunden!
- Insellage mit Donau und Neuer Donau drum herum schafft eine tolle Atmosphäre – und auch Baden als Abkühlung war so möglich
- Die An- und Abreise via S- und U-Bahn war schnell und problemlos möglich
- Der Zugang erfolgte über einen zentralen Zugang im Osten, Zutritt zur Insel ist über drei Brücken möglich
Das WM 2017 Event-Gelände
Von Ost nach West…
- Zentraler Zugangsbereich
- Trainings- und Sidecourts 2 und 3 mit Tribünen
- Infopoint und Toilettenbereich
- Über das Gelände verteilt diverse Stationen zum Abfüllen von Wasser
Westlich des Georg-Danzer-Wegs (U6, S-Bahn) der zentrale Teil des „Beach Village“ mit…
- der Präsentation der Sponsoren
- Zig Mitmach-Angebote wie
- Geschwindigkeitsmessung des Aufschlags
- Beachvolleyball auf Mini-Courts
- Bouldern
- E-Bike Fahren
- Pool zum Abkühlen
- Bossaball (Volleyball-Trampolin)
- Sowie natürlich diverse Stände für Essen und Getränke
- Leinwände für Public-Viewing für alle, die es nicht in die Arena geschafft haben
Ganz im Westen dann die zentrale Arena mit 10.000 Plätzen und angeschlossenem VIP- und Medienbereich sowie Warm-up Court und 1. Hilfe-Station
Die Organisation auf dem WM-Gelände
Vom Einlass beginnend hatte die Organisation Hand und Fuß. Die Kontrollen am Einlass erfolgten speziell an den ersten acht Turniertagen schnell und problemlos. Das Personal war gut geschult und arbeitete freundlich und zügig. Jede Tasche und jede Person wurde bei Zutritt kontrolliert. Aufs Gelände durften nur 0,5l PET Flaschen ohne Deckel. Kostenfrei aufgefüllt werden konnten diese an den Wasserständen auf dem Gelände.
Bei Fragen nach den nächsten WCs etc. hatten die Ordner immer passende Antworten parat. Auch die Zugänge zur Arena waren gesondert gesichert, hier arbeitete das Personal schnell und professionell.
Einzig an den Finaltagen kam es am Einlass zu langen Schlangen. Bereits frühzeitig musste das Gelände abgeriegelt werden, da der Andrang zu groß war.
Essen, Getränkeversorgung & WCs
Die Mitnahme von eigenem Essen und Getränken war limitiert. Diverse Stationen auf dem Gelände luden aber zum Versorgen ein. Die Preise waren hier wie auf Festivals üblich eher hoch. Kult-Getränk war klar „Weißer Spritzer“, gemeint ist hier Weißweinschorle.
Speziell in Arena-Nähe hätten mehr Toiletten eingeplant werden müssen. Am Finaltag war der Andrang so groß, das „Toiletten-Tickets“ verteilt wurden ohne die man auf dem Arenagelände nicht das “stille Örtchen” besuchen konnte.
Das WM-Wetter
Dass der Wettergott Volleyballer sein muss, zeigte sich einmal mehr: An neun Turniertagen lachte die Sonne und die Temperaturen lagen zwischen 29 und 38°. Am Freitag wurde damit laut Durchsagen die höchste je in Wien gemessene Temperatur erreicht. Der Sand war bis zu 65° heiß und musste regelmäßig gewässert werden. Ebenso wie das Publikum: In Spielpausen wurde mit Wasserkanonen für Kühlung beim Publikum gesorgt.
Lediglich am Finalsonntag war es kühler und regnerisch. Die Versorgung der Zuschauer mit Regencapes verlief aber gewohnt schnell. Der Stimmung unter den Zuschauern tat der Regen aber keinen Abbruch…
Die Zuschauer in Wien
Apropos Zuschauer: Die aus allen Teilen des Landes angereisten Österreicher und Fans aus vielen weiteren Ländern machten die Spiele zu großen Partys, die Stimmung war an allen Tagen und jedem Match herausragend gut.
Besonders zu Spielen mit österreichischer Beteiligung war die Arena auch schon bei den Pool-Spielen rappelvoll, lediglich auf der VIP-Tribüne gab es kleinere Lücken.
An den Finaltagen wurde das Gelände frühzeitig abgeriegelt, da zu viele Fans auf das Gelände strömten.
Die WM in Zahlen:
- 10.000 Zuschauer passen in die Arena
- an den Finaltagen waren 35.000 Personen auf dem Event-Gelände
- insgesamt verfolgten 180.000 (unique) Zuschauer die WM auf dem Gelände
WAHNSINN!
Tickets für die Weltmeisterschaft
Grundsätzlich ist der Zugang zum Gelände frei gewesen, nach dem Motto „first come, first served“.
Dennoch konnten Tickets gekauft werden. Neben eher teuren/ exklusiven Angeboten für VIPs auch der „Beach Island Pass (40€ je Tag)“, der Zutritt zum Gelände (nicht aber zur Arena sicherte) sowie Tickets für die „Medal Matches“ (85€ je Finaltag). Diese sicherten Zugang zum Gelände sowie feste Sitzplätze für die Finalspiele.
- Käufer des „Beach Island Passes“ waren im Nachhinein unzufrieden mit den Leistungen: Die separate Fast-Lane für den Zutritt auf das Gelände war nicht wirklich schneller als die drei Lanes für Besucher ohne Pass, sodass zumindest dieses Angebot wenig sinnvoll gewesen sei.
DJ, Moderation & Animation
In Sachen Entertainment hat diese WM echte Maßstäbe gesetzt. Durchgeführt wurden Moderation sowie die kleinen Spielchen und musikalische Untermalung vom Team, welches bereits seit zwölf Jahren in Klagenfurt zusammenarbeitet. Das Team um Florian und Tobias Rudig sowie DJ Stari betreut mittlerweile alle Swatch Major Turniere und war auch in Rio 2016 für Musik, Moderation und Lichtshow verantwortlich. Diese Qualität, Erfahrung und Eingespieltheit waren deutlich zu spüren.
- Das Publikum wurde auf freundliche und nie übertriebene Weise animiert, anzufeuern
- Blitzschnell spielte das Team passende und witzige Jingles ein
- Natürlich lag der Fokus auf den Österreichischen Teams, aber immer fair und respektvoll für die Gegner
- Speziell für die WM wurden Jingles und Einspieler produziert
- “Raise Your Hands Like a V”
- “Here Comes The BOOM”
- “Oh What a Shot”
- “Powerblock”
- sowie der offizielle WM Song “YEAH BABY”
- Insgesamt können sich die Macher der deutschen Tour hier noch einiges Abgucken!
Highlights des Rahmenprogramms während der WM:
- Showmatch 1 Profi vs. 2 Zuschauer
- Test der Sprunghöhe Beachvolleyball-Profis vs. Österreichische Skispringer (die Beachvolleyballer haben mit 1,40m Höhe natürlich gewonnen)
- Fallschirmspringer, die in der Arena gelandet sind
- ein „grüßendes“ Flugzeug
- eine tanzende Laura Ludwig hoch oben über den Tribünen
- die Österreichische Hymne gesungen von Conchita Wurst
- eine spektakuläre BMX-Sprungshow
- Karaoke-Wettbewerb
- diverse kleine Promo-Spielchen
Hängen geblieben ist auch dieses Lied: Wo foah ma hin? Eine ins Leben!
Wer abends nach den Spielen noch Kraft hatte, konnte bei diversen Partys die Nacht zum Tag machen. Besonders war hier die „Silent Party“, bei welcher die Gäste Kopfhörer tragen und bei der Musik zwischen zwei DJs wählen können. So tanzen nebeneinander zwei Menschen zu unterschiedlicher Musik – in vollkommener Stille…
Die A1BeachApp
Pünktlich zur WM veröffentlichte das Orga-Team die „A1BeachApp“ für Android und iOS. Diese lieferte nach einmaliger Anmeldung einen Überblick über alles!
- Eigene Teams konnten festgelegt werden. Für diese kamen dann Push-Nachrichten mit dem Hinweis auf einen baldigen Spielbeginn sowie die Endstände aufs Smartphone
- Live- Streams für alle Spiele
- Live-Ticker
- Ergebnisse- und Turnierplan
- Viele weitere News rund um die WM
Die App hat sich nie aufgehängt und funktionierte sowohl im Wifi als auch Mobilnetz hervorragend (getestet mit iPhone 6 sowie aktuellem iPad 2017).
Sportliche Tendenzen bei der Beachvolleyball WM 2017
Natürlich gibt es auch VolleyballFREAK-Beobachtungen zu den sportlichen Dingen der WM:
- Das Spielniveau war bei beiden Geschlechtern extrem hoch, speziell in der KO-Phase kam es zu vielen sehr engen Matches
- Wie schon vor zwei Jahren in den Niederlanden nutzen Teams des Ausrichters die Unterstützung um auf dem Treppchen zu landen:
- 2015: Reinder Nummerdor und Christiaan Varenhorst als Vizeweltmeister
- 2017: Clemens Doppler und Alex Horst, ebenfalls Vizeweltmeister
- Sowohl bei den Männern als auch den Frauen konnten sich nicht die Top-Gesetzten Teams durchsetzen. Bei den Männern erreichte das Wildcard-Team Varenhorst/ van Garderen gar das kleine Finale. Es kam also zu echten Favoritenstürzen
- Challenges werden immer häufiger aus taktischen Gründen eingesetzt um eine Spielunterbrechung herbeizuführen. Dies stört den Spielfluss deutlich. Leider hat das Überprüfen der Challenges zumeist auch sehr lange gedauert
- Ebenfalls schlecht für den Spielfluss war das häufige Warten müssen des Schiedsrichters auf das Beenden der Wiederholung im TV
- Mit Ludwig/ Walkenhorst haben erstmals Europäerinnen den Weltmeistertitel holen können
- Die Dominanz der US- und Südamerikanischen Teams ist definitiv beendet:
- Bei den Männern belegten die ersten acht Plätze acht unterschiedliche Nationen. Kein Land konnte zwei oder mehr Teams platzieren.
- Bei den Damen waren es vier Teams unter den ersten vier Plätzen
- Die Entwicklung zu immer längeren, athletischeren Spielerinnen und Spielern zeichnet sich deutlich ab
- Immer häufiger wird sowohl bei Männern als auch den Frauen mit harten Angriffen abgeschlossen
- Technisch sind die Spielerinnen und Spieler sehr gut ausgebildet. Nur wenig technische Fehler mussten von den Schiedsrichtern geahndet werden
- Im Aufschlag dominiert der Flatteraufschlag, auch wenn es mit z.B. Evandro auch spektakuläre Sprungaufschläger gibt
VolleyballFREAK-FAZIT zur WM 2017 aus Fansicht
Für alle Beachvolleyball-Fans dürfte die WM in Wien für unvergessliche Tage und schöne Erinnerungen gesorgt haben:
- Hochklassige Spiele
- Sensationelle Stimmung in und um die Arena
- Tolles Eventgelände
- Negativ bleiben hängen:
- Zu wenig Toiletten/ kostenfreie Wasserstände
- Die verteilten Länderflaggen zum Unterstützen der Teams gab es nur für Österreich, Brasilien und die USA
VolleyballFREAK-FAZIT zur WM 2017 aus Pressesicht
- Die Versorgung der Journalisten war hervorragend, besonders das abwechslungsreiche und leckeres Essen bleibt in Erinnerung
- Alle offenen Fragen konnten vom Personal gut und schnell beantwortet werden
- Der Austausch mit Kollegen, Trainern, Spielern und Fans aus Ländern überall auf der Welt war eine tolle Erfahrung
VolleyballFREAK-FAZIT zur WM 2017 aus Sportlersicht
- Der Umgang der Spieler untereinander war von großes Fairness gekennzeichnet
- Aus Spielersicht war diese WM hervorragend in der Organisation. Die Wege waren kurz, Ansprechpartner und Volunteers gab es ausreichend
- Für einige Spieler waren die Temperaturen sicher sehr hoch
- Negativ aufgefallen ist lediglich der Ausfall der Banden und Leinwände in der Arena am Final-Samstag. So waren keine Challenges möglich
Vor Ort auf der Donauinsel war VolleyballFREAK Redakteur Tobias Goerlich. Bereits seit September 2014 schreibt er regelmäßig für den VolleyballFREAK-Blog. Tobias ist Dipl. Sportwissenschaftler, leidenschaftlicher Beachvolleyballspieler und momentan u.a. Trainer des Drittligisten TVA Hürth Volleyball.
Juan
Aug 10, 2017 -
Klasse Bericht!
Ich fand auch insbesondere die Leistungsdichte bei den Männern extrem. Es gab bereits in frühen KO-Runden sehr viele enge Matches und knappe Sätze. Mein Eindruck war das unter den Top 20 fast jeder gegen jeden gewinnen könnte (zumindest wenn alles passt). Dadurch gab es bereits ab der Runde der letzten 32 unglaublich tolle und enge Spiele, häufig auch auf den Side Courts.