In diesem Teil der großen Serie zu den bekanntesten Verletzungsbildern im Volleyball geht es um die Volkskrankheit Nr. 1 mit der auch viele Volleyballer schon einmal kämpfen mussten. Gemeint sind Rückenverletzungen wie
Bandscheibenprobleme
Wirbelverletzungen
Muskelverletzungen im Rücken
Im Bereich des Rückens/ der Wirbelsäule gibt es verschiedenste Krankheitsbilder die an dieser Stelle nicht alle betrachtet werden können. Lediglich einige „Klassiker“ sollen hier thematisiert werden.
VolleyballFREAK-TIPP: Das Ausführen der „richtigen“ Volleyball-Techniken kann Verletzungen verhindern. So können „Öffnen“ und der richtige Stand zum Ball beim Angriff Belastungen des Rückens, der Schulter und des gesamten Bewegungsapparats minimieren. Auch ein ausreichendes Muskelkorsett sowie Beweglichkeit sind hier prophylaktisch wichtig. Dennoch ist Volleyball (auch richtig ausgeführt) keine Sportart, die optimal für den Rücken ist: Einseitige Belastungen sowie der Aufbau der „Bogenspannung“ beim Angriff (Hohlkreuz) bergen Potential für viele akute oder chronische Verletzungen und Verschleiß.
Wichtig vorab: Mit einer guten Erstversorgung und begleitender Physiotherapie steht ihr (je nach Verletzung) bereits nach einigen Wochen schon wieder auf dem Feld.
Hier Tipps für die optimale Erstbehandlung um die Symptome möglichst gering zu halten:
Erstversorgung von Rücken- und weiteren Verletzung: Geht nach dem PECH-Schema vor!
Geht bei Sportverletzungen, wie Bandrupturen, Zerrungen oder Verstauchungen o.ä. nach dem „PECH“-Prinzip vor. Diese Eselsbrücke ist ein Akronym aus
Pause machen und aus dem Training/ Wettkampf aussteigen
Eisbehandlung mit Spray, Kühlpack oder echtem Eis (nicht direkt auf die Haut!)
Comression (Kompression oder Druckbehandlung mit Händen, Tape oder Verband)
Hochlagern. Das Gelenk soll höher als das Herz gelagert werden (auf einem Kasten) damit der betreffende Bereich nicht „einblutet“und unnötig dick wird.
Eine gute, schnelle Erstbehandlung ist die „halbe Miete“ und verringert die Zeit der Genesung beträchtlich. All diese Maßnahmen machen einen Arztbesuch bei einem Mediziner Eures Vertrauens aber nicht überflüssig!
Hier noch einige gute Tipps aus der (Vereins-)Praxis an Euch:
VolleyballFREAK-TIPP #1: Regelmäßig – vor der Saison – zur Weihnachtspause – und natürlich wenn es Anlass dazu gibt, sollten die Erste Hilfe Kästen auf Bestand kontrolliert und wieder frisch aufgefüllt werden. Sonst steht man beim nächsten Einsatz evtl. ohne Tape, Pflaster, Eisspray oder Kühlpack in der Halle.
VolleyballFREAK-TIPP #2: Kauft für den gesamten Verein (alle Abteilungen) Eisspray, Tape und Verbandsmaterial nach: Größere Bestellungen können helfen, Geld zu sparen.
VolleyballFREAK-TIPP #3: In jedem Team/ Abteilung sollte es einen Ansprechpartner geben, der die Bestände im Blick hat und frühzeitig Material nachbestellt.
VolleyballFREAK-TIPP #4: Eure Trainer und Übungsleiter sollten sich regelmäßig ihre 1. Hilfe-Scheine auffrischen lassen um schnell und richtig helfen zu können.
An dieser Stelle könnt ihr zur Anatomie, Ursachen, Symptome, Diagnose und Trainingstherapie mit hilfreichen Übungen und Tests bei erlittenen Rückenverletzungen nachlesen. Abschließend noch Gadgets um schneller wieder ins Training einsteigen zu können sowie Material für die perfekte Erstversorgung von Verletzungen aller Art in der Sporthalle.
VolleyballFREAK-Hinweis: Habt ihr Euch am Rücken verletzt, ersetzt das Lesen dieses Posts nicht den Besuch beim (Vereins-) Arzt und/ oder Physiotherapeuten für eine genaue Diagnose und Therapie!!!
Anatomische Grundlagen des Rückens
Wer einmal Rückenschmerzen hatte, weiß, dass so gut wie keine Bewegung mehr problemlos möglich ist, da der Rücken an den meisten Bewegungen „mitarbeitet“. Rückenschmerzen können also erst mal das „Aus“ bedeuten. Hier zunächst ein paar anatomische Grundlagen zum Rücken.
Maßgeblicher Teil des Rückens ist die Wirbelsäule
Parallel zur Wirbelsäule ziehen Muskeln die an der Haltung sowie allen Bewegungen (Aufrichten, Strecken und Seitwärtsdrehungen) beteiligt sind sowie ein breites Geflecht an vielen weiteren Muskeln (oberflächlich- und tiefliegende Muskeln)
Die Wirbelsäule besteht aus 7 Hals-, 12 Brust- und 5 Lendenwirbeln. Gerade der untere Bereich in der Lende macht bei Volleyballern häufig Schwierigkeiten
Befunderhebung: Welche Probleme und Einschränkungen gibt es?
Zu Beginn einer Therapie muss geklärt werden, „wo der Schuh drückt“:
Art der Beschwerden: Schmerz, Kraftverlust?
Wann begann der Schmerz? Wie hat er sich entwickelt?
Wann treten die Schmerzen auf? Ständig, bei Belastung, nachts?
Verstärken/ verbessern liegen/ sitzen/ stehen/ Bewegung die Schmerzen?
Test: Einschränkung der Beweglichkeit (Abhängig vom Alter)
Fingerbodenabstand
Beugung
Streckung
Drehung (Unterschiede links/ rechts)
Bandscheiben-Vorwölbung vs. Bandscheibenvorfall
Bandscheiben liegen zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule und bestehen aus einem Faserring (Annulus Fibrosus) und einem gallertartigen Kern (Nucleus pulposus). Da die Bandscheiben nicht durchblutet werden sinkt der Wassergehalt im Alter und die Bandscheiben werden weniger elastisch.
Bei der Bandscheiben-Vorwölbung (Protrusion) reißt der Faserring nicht, beim Bandscheiben-Vorfall (Prolaps) hingegen reißt dieser. Die Symptome können aber ähnlich sein: Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Das Einnehmen einer Schonhaltung ist typisch. 90% aller Bandscheibenvorfälle passieren in der Lendenwirbelsäule.
Am besten sind Bandscheibenprobleme mit CT (Computertomographie) und Kernspintompgraphie sichtbar zu machen.
Im Akutstadium helfen Kälte oder Wärme sowie eine schmerzfreie Lagerung. Bei chronischen Fällen helfen Sporttherapie, Massagen, Gewichtsreduktion sowie Haltungsschulung.
Eine OP bietet sich nur an, wenn nach ca. 6 Wochen keine Besserung eintritt. Hier wird Gewebe entfernt. Es kann zu Problemen durch die Operationsnarbe kommen. Die Nachbehandlung erfolgt sehr individuell.
VolleyballFREAK-TIPP: Bevor ihr Euch zu einer OP entscheidet, holt auf jeden Fall eine Zweitmeinung ein. Lasst Euch zudem von Eurer Krankenkasse und/ oder Ärzten aus Eurem Umfeld beraten, in welcher Klinik ihr operiert werden möchtet.
Muskelverletzungen im Rücken
„Einfache“ Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Prellungen am besten wie im PECH-Schema beschrieben behandeln. Um auszuschließen, dass weitere Gewebe betroffen sind, empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt, sollten die Schmerzen auch noch mehreren Tagen Pause nicht besser werden.
Rückenübungen zur Prophylaxe – und zur Therapie
An dieser Stelle nun Übungen, die verhindern sollen, dass es überhaupt erst zu Problemen kommt. Prophylaxe ist immer besser als das Behandeln eines Problems, auch wenn diese keine 100% igen Schutz gegen Verletzungen bieten können. Aber auch Übungen, um Euch schnell wieder fit aufs Feld zu bekommen.
Wichtig: Achtet auf ein gutes Gleichgewicht aus Kräftigung für den Bauch und den Rücken. Beide wirken bei der Haltung zusammen!
Faszien-Training: In den letzten Jahren wurde das Training mit Faszienrollen immer beliebter. Diese können dabei helfen, Verklebungen der Muskulatur zu lösen und so Blockaden zu lösen – auch und gerade im Rückenbereich.
Sling-Training: Ebenfalls gut geeignet um die tiefliegenden Muskeln zu erreichen und effektiv zu trainieren.
Übung 1: Faszien-Training
Zu Beginn auf die Massagerolle setzen. Mit den Händen nach hinten abstützen und langsam über die Rolle in Rückenlage rollen. Den Bauch dabei fest anspannen. Bei Bedarf den Kopf mit beiden Händen stützen oder die Arme auf der Brust verschränken
6 bis 8 Mal durchführen
Übung 2: Holz hacken
Ausgestreckt in der Bauchlage liegen. Die Arme in Hochhalte, Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule (nicht in den Nacken nehmen!), Füße aufgestellt. Die gestreckten Arme heben vom Boden ab, die Handkanten zeigen zum Boden, die Arme mit fixierten Händen bewegen sich rhythmisch hoch und runter. Zusätzlich kann hierbei auch eine 1l PET-Flasche in den Händen gehalten werden oder ein kurzes Theraband zwischen den Handgelenken aufgespannt werden oder als Partnerübung Medizinbälle geworfen werden (Achtung auf korrekte Ausführung)
2 Serien á 30 sec.
Übung 3: Unterarm-Liegestütz
Bauchlage und stützen auf die Unterarme. Po, Rumpf und Beine bilden eine Linie. Der Kopf bleibt in Verlängerung der Wirbelsäule. Abwechselnd kann das rechte/ linke Bein angehoben werden
2 x 30 sec. oder 2x 15 Mal
Übung 4: Seitlicher-Liegestütz
Seitlage, stützen auf den bodennahen Unterarm. Po, Rumpf und Beine bilden eine diagonale Linie. Der Kopf bleibt in Verlängerung der Wirbelsäule. Das obere Bein und der obere Arm können zur Erschwerung angehoben werden
2 x 30 sec. oder 2x 15 Mal
Übung 5: Vierfüßlerstand
Vierfüßlerstand, das linke Bein und der rechte Arm heben gleichzeitig vom Boden ab und werden in die Streckung geführt. Dann berühren sich Knie und Ellenbogen unter dem Körper.
2 x 30 sec. oder 2x 15 Mal mit Seitenwechsel
Übung 6: Rumpfheber
Bauchlage. Der Kopf bleibt in Verlängerung der Wirbelsäule. Die Hände liegen übereinander und ausgesteckt auf Stirnhöhe. Den Rumpf leicht anheben, der Blick bleibt Richtung Boden.
2 x 30 sec. oder 2x 20 Mal
Übung 7: Beweglichmachung
Vierfüßlerstand. Der Rücken wird zum „Katzenbuckel“ aufgerollt und kurz gehalten, anschließend durch Kippen der Hüfte Verlagerung ins Hohlkreuz
2x 15 Mal
Ereignet sich die Verletzung im Rahmen eines Wettkampfes, lasst der besseren Dokumentation wegen die Verletzung in den Spielberichtsbogen eintragen. Das kann es einfacher machen, spätere Ansprüche durchzusetzen!
Ist die Versorgung der Verletzung erfolgreich passiert, heißt es…
Die Verletzung der Vereins-Versicherung melden!
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