Wie Du Deine Klasse auch ohne Vorerfahrungen mit leichten Bällen, Übungen und Spielformen zum Zwei gegen Zwei führst
Einleitung
Vor dreißig Jahren noch kannte man Volleyball eher als Sportart für ältere Jugendliche und Erwachsene. Gespielt wurde meist im Sechs-gegen-Sechs.
Der Ball war noch weiß und vor allem hart. Er brannte mir als Kind auf den Unterarmen. Heute ist die Situation eine andere. Die großen Sportspiele wie Fußball, Handball und Volleyball haben das Kleinfeldspiel zur Ausbildung von Kindern entdeckt. Leichtere Kinder-Volleybälle wurden entwickelt. Mini-Volleyball hielt auch in Deutschland Einzug.
Vereine haben derzeit starken Zulauf an neuen Talenten. Das liegt aus meiner Sicht vor allem an den engagierten Trainerinnen und Trainern in den jeweiligen Vereinen. Aber vielleicht hat tatsächlich auch diese neue Anime-Serie namens „Haikyuu“ aus Fernost etwas damit zu.
Mein Beispiel für den Aufschwung im Minivolleyball ist die CoolVolleys-Tour im Großraum Lübeck. Sie wurde 2021 binnen drei Monaten zu einer der größten KinderVolleyball-Turnierserien Norddeutschlands. Beim letzten Turnier, dem Abschlussturnier, traten ganze 31 Teams an. Und der Aufwand des Organisationsteams hat sich gelohnt: Strahlende Kinderaugen sind eine große Belohnung für jeden Jugendtrainer.
CoolVolleys Tour in Niendorf
Wie auch ihr in eurer Grundschule Kinder für Volleyball begeistern könnt, ist Thema dieses zweiten Artikels über Volleyball in der Schule. Im ersten Artikel zum Volleyball mit Kindern im Vorschulalter von 4 bis 6 Jahren habe ich eine allgemeine Ballschule, das Werfen und Fangen sowie die fachgerechte Einführung des Spieles Ball über die Schnur beschrieben.
Nun geht es weiter mit der Altersgruppe 7-10 Jahre, den Grundschulkindern. Ziel soll es sein, Dir als Sportlehrerin oder Sportlehrer Hinweise zum Volleyball im Grundschulalter zur Hand zu geben, damit Du sofort mit Deiner Klasse starten kannst.
Beim Spielen und Üben mit Kindern im Grundschulalter sind wie bei Vorschulkindern ein großes Bewegungsbedürfnis sowie die kurze Konzentrationsfähigkeit auffällig. Deshalb sollten hier wieder stark vereinfachte Spielformen im Eins gegen Eins und Zwei gegen Zwei im Mittelpunkt stehen. Sie sollten möglichst viel Bewegung ermöglichen. Es ist empfehlenswert die Spielformen durch koordinativ anspruchsvolle Zusatzaufgaben zu ergänzen.
Wenn wir viele kleine Teams auf mehreren kleinen Spielfeldern unterbringen, erzeugen wir eine hohe Bewegungsintensität, viele Ballberührungen und erreichen einen besseren Trainingseffekt. Am besten wird die ganze Halle mit Hilfe von Hochsprungständern und einem Flatterband, einem Langnetz oder der Zauberschnur der Länge nach unterteilt, so dass viele kleine Spielfelder entstehen.
Im Folgenden stelle ich zunächst vor, wie die Volleyball Grundstellung eingeführt werden kann. Danach soll es darum gehen, die richtige Bewegung zum Ball zu erlernen. Dann wird das Volley-Spielen eines Balles mit den Grundschülern erarbeitet, um später die einzelnen Volleyball Grundtechniken einzuführen: Oberes Zuspiel, Bagger, Drive-Schlag und den Aufschlag von unten
Einführung der Volleyball-Grundstellung (1.Stunde der Einheit)
Die Grundstellung im Volleyball ermöglicht die schnelle Anwendung der verschiedenen Volleyballtechniken, ermöglicht aber auch zunächst ein erfolgreicheres Fangen von Bällen, das die Kinder in der laufenden Unterrichtseinheit (UE) gebrauchen können.
Die Grundstellung im Volleyball
Die Technik der Volleyball Grundstellung
Die Füße stehen schulterbreit in leichter Schrittstellung. Die Belastung liegt auf dem Vorfuß.
Die Knie und Ellenbogen sind gebeugt, die Hüfte ist hinten.
Die Hände werden vor den Körper gehalten, die Handflächen zeigen nach oben.
Übungen zur Volleyball Grundstellung
Da die Kinder sich nur eingeschränkt selbst sehen können, können ihnen optional einige Hilfsmittel bei der Verinnerlichung der Grundstellung helfen:
Unter den Hacken der Schuhe werden kleine Streifen von doppelseitigem Klebeband befestigt, um zur Belastung des Vorfußes anzuregen.
An den Kniescheiben werden mit Klebeband Bindfäden mit kleinen Glöckchen genau in der Länge angebracht, so dass diese bei richtiger Einnahme der Grundstellung gerade eben den Boden berühren und läuten.
In den offenen Händen werden zwei Tennisbälle balanciert.
In dieser Grundstellung bewegen sich die Schülerinnen und Schüler nun durch die Halle und spielen Ticken mit drei Fängern. Wer getickt ist, wird selbst Fänger. Ein weiteres Spiel dazu ist „Der Wachmann“
Spiel zur Volleyball Grundstellung
Bei Spiel „Der Wachmann“ steht die ganze Klasse nebeneinander an einer Wand. Ein Schüler steht als Wachmann auf der anderen Hallen-Seite. Er dreht sich weg. Die ganze Klasse bewegt sich so lange in der Volleyball Grundstellung in Richtung des Wachmannes, bis er sich nach einigen Sekunden wieder in Richtung seiner Mitschüler umdreht. Alle Schüler, die sich noch bewegen oder nicht in der Grundstellung stehen, müssen zur Startlinie zurück. Dies geht so lange, bis ein Schüler sich bis auf Höhe des Wachmannes vorgearbeitet hat. Die beiden tauschen dann ihre Aufgaben.
Einführung der Bewegung zum Ball
Nachdem die Volleyball-Grundstellung eingeübt wurde, rückt die Bewegung zum Ball in den Blickpunkt, die sowohl durch die Lauftechnik als auch durch die Wahrnehmung der Ballflugkurve bestimmt wird. Der Bewegung zum Ball sollen drei Stunden mit den Schwerpunkten
Seitlicher Nachstellschritt,
Nachstellschritte vor und zurück und
dem Erlaufen von weiter entfernten Bällen gewidmet werden.
Die seitliche Bewegung zum Ball mit Nachstellschritten (2.Stunde)
Die Technik
Diese Fertigkeit wird zum Erreichen von bis zu zwei Meter entfernten Bällen eingesetzt. Sie entspricht im Groben einer Sidestepbewegung, die in der Volleyball-Grundstellung ausgeführt wird. In der Erwärmung sollten verschiedene Möglichkeiten des seitlichen Laufens vorkommen.
Für das Erlernen der Bewegung steht der Schüler in der Grundstellung zwischen zwei Stäben oder kleinen Hütchen, die etwa 2m auseinander liegen. Für eine Bewegung über den rechten Stab drückt sich der Spieler mit der Kraft des linken Beines ab, springt seitlich über den Stab und landet mit einer rechts-links-rechts Schrittbewegung auf der rechten Seite des Stabes wieder in der sicheren Grundstellung. Danach wird die Bewegung gegengleich in die Mitte und auch über den linken Stab durchgeführt.
Übungen zur seitlichen Bewegung zum Ball
Als Variationen sind denkbar
Zehn Mal nach rechts und zehnmal nach links
Der Lehrer zeigt in die entsprechende Richtung, die Schüler reagieren.
Ein Schüler macht vor, die Klasse macht es ihm nach.
Ein Schüler wirft dem anderen Bälle nach rechts oder links an, die der andere nach Seitbewegung vor der Brust fängt, zurückwirft und danach in die Mitte zurück steppt.
Spielform zur seitlichen Bewegung zum Ball
Nach zehn bis 15 Minuten Übungszeit sollte eine stimmige Spielform folgen. Die passende Version von Ball über die Schnur zur seitlichen Bewegung zum Ball sieht wie folgt aus: Das Feld ist vier Meter breit und nur zwei Meter lang. Nach jedem Wurf über das Netz muss der Schüler mit einem Fuß seitlich aus dem Feld heraustreten und dann wieder zügig in die Feldmitte kommen, um den nächsten Ball fangen zu können.
Durch die breiteren und damit in geringerer Anzahl vorhandenen Felder kann es notwendig werden, in Zweier- oder gar Dreierteams spielen zu lassen, um die ganze Klasse zu bewegen. Dabei muss ein Spieler im Feld agieren, die anderen dahinter auf der Warteposition stehen. Gewechselt wird nach jedem Ballwechsel.
Diese zweite Volleyball-Stunde ähnelt im Aufbau stark der dritten. Nur geht die Hauptbewegungsrichtung jetzt in eine andere Richtung, wie nun beschrieben wird.
Die Bewegung zum Ball mit Nachstellschritten vorwärts und rückwärts (3. Stunde)
Diese Fertigkeit wird zum Erreichen von bis zu zwei bis drei Meter entfernten Bällen vor oder hinter dem Spieler eingesetzt. Für das Erlernen der Bewegung steht der Schüler in der Volleyball-Grundstellung wieder zwischen zwei Stäben, die mit zwei Meter Abstand diesmal aber vor und hinter ihm liegen.
Die Technik
Für eine Bewegung über einen der Stäbe drückt sich der Spieler mit der Kraft eines Beines ab, springt über den Stab und landet mit einer rechts-links oder auch linksrechts Schrittbewegung wieder in der Volleyball Grundstellung. Danach wird die Bewegung gegengleich in die Mitte und auch über den hinteren Stab durchgeführt.
Übungen
Als Variationen sind denkbar:
Zehn Mal nach vorn und Zehn Mal nach hinten bewegen
Der Lehrer zeigt in die entsprechende Richtung, die Schüler reagieren.
Ein Schüler macht vor, die Klasse macht es ihm nach.
Ein Schüler wirft dem anderen Bälle nach vorn oder nach hinten an, die der andere nach der Bewegung vor der Brust fängt und zurück wirft.
Spielform
Die passende Version von Ball über die Schnur zur Bewegung zum Ball nach vorne und hinten sieht wie folgt aus. Das Feld ist nun vier Meter lang und nur noch zwei Meter breit. Nach jedem Wurf über das Netz muss der Schüler hinter dem Feld mit beiden Füßen in einen Reifen treten und sich dann wieder zügig in die Feldmitte bewegen, um den nächsten Ball fangen zu können.
Durch die schlankeren und damit in größerer Anzahl vorhandenen Felder sollte eine Durchführung im Eins gegen Eins möglich sein. So sollten alle Schüler bei dieser abschließenden Spielform reichlich bewegt werden. Und die Bewegung zum Ball geht es auch in unserer vierten Volleyball Stunde.
Erlaufen von weiter entfernten Bällen (4. Stunde)
Bälle, die mehr als zwei bis drei Meter entfernt sind, werden erlaufen. Die Technik des Laufens wird hier als bekannt vorausgesetzt.
Die Technik
Dabei wird die Volleyball Grundstellung zeitweise aufgegeben, um mehr Tempo zu erlangen. Wichtig ist jedoch, dass sie zum Ende der Laufbewegung wieder eingenommen wird, um ein optimales Spielen des Balles zu ermöglichen. Deswegen wird das Abstoppen in die Volleyball Grundstellung eingeübt. Diese erfolgt durch eine leichte Sprungbewegung, die durch eine links-rechts- oder rechts-links Schrittkombination abgefangen wird. Der Spieler steht am Ende der Bewegung in beiden Fällen jeweils in der Volleyball Grundstellung.
Übung
Folgende Übung dient der Einführung des Erlaufens entfernter Bälle: Ein Schüler wirft für seinen Partner, der in einem Reifen startet, Bälle an, die zwischen drei und 9 Meter vom Reifen entfernt landen würden. Der Partner erläuft die angeworfenen Bälle und wirft sie nach dem Fangen zurück zum Anwerfer. Danach wird die Ausgangsstellung im Reifen wieder eingenommen. Nach zehn Bällen sollte getauscht werden. Nach dieser anstrengenden Übungsphase habe die Schüler sich die Spielform redlich verdient. Aber auch diese wird anstrengend.
Spielform
Wie kann man das Ausgangsspiel Ball über die Schnur so verändern, um das Erlaufen von entfernten Bällen zu trainieren? Um die Schüler durch Spielregeln zum Erlaufen von Bällen zu bringen, wird das Feld auf vier mal vier Meter vergrößert. Mangels Platzes in der Halle wird es nun wieder nötig sein, das Spiel im Zwei gegen Zwei oder Drei gegen Drei spielen zu lassen. Also sind wieder Zusatzaufgaben für die Spieler nötig, um Sprints zu den Bällen zu erzeugen. Einige Meter hinter der Grundlinie steht deshalb ein Hütchen, um das der Spieler laufen muss, nachdem er den Ball über das Netz geworfen hat. Als Zusatzaufgaben sind aber auch viele andere Aufbauten denkbar, die einen kurzen Sprint mit darauffolgendem Abbremsen erzeugen. Weitere Beispiele sind:
Drei Meter hinter dem Feld liegt Reifen, in den der Spieler nach seinem Wurf hineinspringen muss.
Der Spieler muss nach dem Wurf alle Begrenzungshütchen des Spielfeldes berühren.
Wenn man zwei Spieler gleichzeitig im Feld stehen lassen möchte, können auch ein oder zwei Abspiele verpflichtend eingeführt werden. Dann sollten nach dem Wurf über das Netz zum Beispiel beide Spieler in zwei Meter hinter dem Feld bereitliegende Ringe sprinten, um danach wieder ins Feld zu laufen. Je mehr Ballkontakte gefordert sind, desto länger sollten die Zusatzaufgaben dauern.
Nachdem das Augenmerk bisher auf die Bewegung zum Ball und die Grundstellung gelegt wurde, geht es nun darum, wie man einen Ball „volley“, also mit kurzer Kontaktzeit spielen kann.
Einen leichten Ball „volley“ spielen (5. Stunde)
Um die ersten Erfahrungen beim „Volley“-Spielen eines Balles zu sammeln, bieten sich besondere Bälle an, die langsamer fliegen und leichter sind als der Wettkampfball der Erwachsenen. Geordnet nach Schwierigkeitsgrad von einfach bis schwierig sind dies:
Luftballons, die kaum Gewicht haben und sehr langsam fliegen, dafür aber unerwartet die Richtung ändern und ohne klassische Volleyballtechniken gespielt werden können.
Luftmatze, also Luftballons mit einer dünnen Stoffhülle, die durch den Knoten am Ballon nicht ganz rund sind, aber ebenfalls langsam fliegen
Wasserbälle, die etwas schneller fliegen, nur leicht die Richtung ändern, aber sehr groß sind und damit alternative Techniken erlauben
Slow-Motion-Volleybälle sind so groß wie Wasserbälle und fliegen wegen des geringen Gewichtes langsam wie diese, ändern aber nicht so unerwartet die Richtung. Sie spielen sich auch gut ohne Kenntnis von Volleyballtechniken.
Extra-leichte Volleybälle für Kinder haben die Größe des Wettkampfballes, wiegen aber um die Hälfte weniger und eignen sich für ein erstes Techniktraining.
Übungen zum „Volley“-Spielen
Diese fünf beschriebenen Ballarten werden in der Halle in kleinen Kästen an fünf Stationen bereitgelegt. Die SuS gehen nach einer kurzen Einführung in das „Volley“-Spielen durch die Lehrkraft in Kleingruppen von Station zu Station und versuchen die jeweiligen Bälle zwei bis drei Minuten lang volley auf verschiedene Arten in der Luft zu halten. Am Ende der Übungszeit werden die gemachten Erfahrungen gesammelt. Weitere Übungen zum „Volley“-Spielen des Balles sind:
wie lang können zwei Schüler den Luftballon/ Ball in der Luft halten, wenn sie ihn immer abwechselnd berühren?
Staffelläufe mit Luftballons, bei denen der Ball nicht gehalten werden darf
„Wer kann…“ den Ball mit dem Kopf, dem Fuß, dem rechten Arm usw. in der Luft halten. Die Lehrkraft oder Schüler machen Bewegungsaufgaben vor. Die Klasse ahmt sie nach.
Spielformen zum „Volley“-Spielen des Balles
Grundsätzlich verändern wir nun die Spielform Ball über die Schnur dahingehend, dass Bälle nicht mehr über das Netz geworfen, sondern volley gespielt werden müssen. Angepasst werden müssen je nach Leistungsstand, Alter, Gruppengröße und Platzangebot folgende Parameter: Die Art des Balles, Feldgröße, Spieleranzahl, Netzhöhe und Zusatzaufgaben.
Ball über die Schnur mit Wasserbällen
Im Folgenden werden einige ausgewählte Spielformen im Eins gegen Eins vorgestellt, die für eine sportliche erste Klasse konzipiert wurden, aber auch für die Klassenstufen Zwei bis Vier geeignet sind.
Beim Luftballontennis im Eins gegen Eins auf einem zwei mal drei Meter großen Feld und einem Netz auf Kopfhöhe der Kinder sind viele Ballberührungen erlaubt. Den Ball festhalten darf man jedoch nicht. Als Zusatzaufgabe eignet sich hier, dass die Spieler nach dem Schlagen des Balles über das Netz einmal um ein Feldmarkierungshütchen laufen müssen.
Wird das Spiel mit dem Luftmatz gespielt, steigt der Anspruch an die Reaktionsfähigkeit der Kinder enorm. Das Feld kann dabei etwas vergrößert werden, da der Luftmatz deutlich weiter fliegt als der Luftballon.
Slow-Motion-Bälle und Wasserbälle beschleunigen das Spiel derart, dass eine Vereinfachung der Regeln bei gleichzeitiger Vergrößerung des Spielfeldes auf drei mal vier Meter erfolgen muss. Der erste Ballkontakt nach der Netzüberquerung darf im Fangen ausgeführt werden. Nach einem Selbstanwurf muss der Ball dann volley über das Netz gespielt werden.
Soll das Spiel mit einem leichten Volleyball gespielt werden, kann gleichzeitig mit der Einführung der ersten Volleyballtechniken begonnen werden, die für das Spielen der Luftballons und übergroßen Bälle noch nicht erforderlich waren.
Einführung des Oberen Zuspiels (6. Stunde)
Zuerst eingeführt wird die Volleyball Technik des Oberen Zuspiels.
Die Technik
Die Lehrkraft demonstriert die richtige Handhaltung beim Pritschen:
Daumen und Zeigefinder beider Hände bilden zusammen ein Dreieck, so dass die Ellenbogen auf Schulterhöhe angehoben werden. Mit dieser Handhaltung nehmen die SuS einen Ball auf.
Der Ball soll möglichst mit den Fingerkuppen aller Finger kurz berührt werden. Um ein Gefühl dafür zu erlangen, reiben die SuS die Fingerkuppen Ihrer rechten und linken Hand aneinander.
Die folgende Übungsreihe legt den Schwerpunkt auf einige wichtige Knotenpunkte der Fertigkeit. Im Anschluss werden Spielformen zur Technik des Oberen Zuspiels vorgestellt, bei denen der Ball immer über das Netz gepritscht werden muss.
Übungsreihe vom Prellen zum Pritschen
Die Schüler prellen beidhändig mit Volleybällen im Kniestand mit weichem Handgelenk. Der Abstand zum Boden wird dann aber langsam verringert. Dadurch wird die Kontaktzeit immer kürzer. Das Handgelenk muss dafür schließlich „hart“ sein.
Die SuS prellen den Ball zunächst im Kniestand, stehen dabei auf und prellen weiterhin. Nun wird der Ball erst langsam, dann immer schneller geprellt, so dass wieder kurze Kontaktzeiten und ein härteres Handgelenk entstehen.
Dann wird der Ball in die Luft „geprellt“, also möglichst mit kurzem Kontakt gepritscht.
Die SuS pritschen den Ball nach Selbstanwurf in die Luft oder gegen die Wand.
Spielformen im Eins gegen Eins zum Oberen Zuspiel
Nach dieser etwa zehnminütigen Übungsreihe, die von der Lehrkraft frontal angeleitet wurde, werden die Schüler in eine der folgenden Spielformen geleitet.
Die Spieler werfen sich den möglichst leichten Volleyball selbst an und pritschen ihn dann über das Netz. Das Feld ist drei mal drei Meter groß. Das Netz ist etwa 2 Meter hoch, so dass der Ball nach oben gespielt werden muss. Die Spieler dürfen den über das Netz geflogenen Ball fangen und mit dem Ball zum Netz laufen, um ihn sich dort wieder selbst anzuwerfen und hinüber zu pritschen.
Der über das Netz gepritschte Ball muss vom Gegenspieler auf der anderen Seite aus der Luft im Prellen angenommen werden, nochmal auf den Boden geprellt und mit dem dritten Ballkontakt zurück über das Netz gepritscht werden. Hier zählen nicht die Bodenkontakte als Punkte. Die gibt es, wenn der Gegner den Ball nicht auf beschriebene Weise im Spiel halten kann.
Das Netz wird auf 2,5 Meter erhöht, damit der über das Netz gepritschte Ball von allein ausreichend hoch prellt, einmal hochgepritscht werden und dann über das Netz gepritscht werden kann. Das Feld sollte etwa drei mal drei Meter groß sein.
Die Schüler spielen den Ball auf einem nur einen Meter breiten und zwei Meter langen Feld ohne Fangen im oberen Zuspiel über das Netz. Die Spieleröffnung erfolgt durch Selbstanwurf. Zwischenspiele im oberen Zuspiel sind erlaubt, aber nicht Pflicht. Zusatzaufgaben braucht es hier wegen des erhöhten Tempos nicht. Die Schüler sollten aber ständig in der Grundstellung mit kleinen, schnellen Nachstellschritten agieren.
Einführung des Baggers (7. Stunde)
Um den Grundschülern die Technik des Baggerns kurzweilig zeigen und sie diese danach ausprobieren lassen zu können, empfehle ich folgenden Aufbau:
Stelle 10-15 kleine Kästen oder Stühle im Kreis auf. So hältst du die ganze Klasse beisammen und du musst nicht durch die ganze Sporthalle rufen, um Gehör zu bekommen. Die Kinder haben durch die Kästen einen äußeren organisatorischen Rahmen für die Übungen bekommen und rennen seltener mit den Bällen durch die Halle.
Wenn Du jetzt die Armhaltung beim Baggern im Volleyball erklärst, kannst Du die Schüler wie folgt auf den Kästen Platz nehmen lassen: Jeweils ein Schüler sitzt unten auf dem Kasten und ein anderer steht dahinter. Beide sind zur Lehrkraft ausgerichtet, die in der Mitte des Kreises steht. Von hier aus hast Du die volle Aufmerksamkeit, musst Dich aber langsam im Kreis drehen, um alle Schüler ansehen zu können.
Die Technik
Du demonstrierst die Armhaltung beim Volleyball-Bagger:
Strecke deinen stärkeren Arm lang aus. Halte die Handfläche nach oben.
Strecke den schwächeren Arm ebenfalls und lege die schwächere Hand auf die stärkere Hand. Beide Handflächen zeigen jetzt nach oben.
Die Daumen beider Hände sichern den Griff, indem sie auf die Fingerkuppen der oberen Hand drücken.
Überstrecke die Handgelenke und die Ellenbogengelenke so weit wie möglich und schiebe die Schultern weit vor, so dass eine möglichst große Spielfläche entsteht.
Spiele den Ball mit der Fläche zwischen den Armbeugen und den Handgelenken.
Hier wurden bewusst nur Technik-Knotenpunkte beschrieben, die zur Armhaltung passen. Aus Gründen der Vereinfachung lassen wir Erklärungen zur Beinstellung zunächst weg. Die Kinder starten bei den ersten Übungen zum Baggern auf den Rändern der Kästen sitzend, um sich voll auf die Armhaltung konzentrieren zu können.
Übungen zur Armhaltung beim Baggern
Schüler B sitzt auf dem Kastenrand. Schüler (A) überprüft das Spielbrett seines Partners (B), indem er einen gehaltenen Ball mit ein wenig Kraft auf die Unterarme von B drückt. A kontrolliert: Sind die Ellenbogen i B gestreckt? Sind die Schultern vorne?
A wirft aus 1-2 Metern Entfernung vorsichtig Bälle auf das Spielbrett von B, der immer noch auf dem Kastenrand sitzt und zurück baggert. Hier und nachfolgend wird immer nach 20 Versuchen gewechselt.
A wirft die Bälle aus 2-3 Metern Entfernung zu B.
A steht auf dem Kasten. B steht jetzt auf seinen Füßen mit gebeugten Beinen. A wirft vorsichtig von oben Bälle auf das Spielbrett von B. B baggert so zurück, dass A den Ball auf dem Kasten stehend fangen kann.
A und die Hälfte der Klasse stehen mit Ball auf den Kästen. B und die andere Hälfte der Klasse baggert wie bei 4. Danach bewegen sich die Kinder mit Nachstellschritten im Kreis zum nächsten Kasten. Dort baggern sie den Ball von As Nachbarn. Es entsteht ein Rundlauf.
Junge baggert einen Beachvolleyball
Spielformen zum Baggern
Im Eins gegen Eins wird auf einem zwei Meter schmalen und vier Meter langen Feld gespielt. So kann die ganze Klasse gleichzeitig nebeneinander spielen. Und es gibt viele Ballkontakte. Der Ball darf nur über das Netz gebaggert werden. Den ankommenden Ball muss man fangen, kräftig auf den Boden prellen und aus der Luft wieder über das Netz baggern.
Stärkere Schüler können auf das Fangen des Balles auch gänzlich verzichten und den Ball direkt zurückbaggern. Es entsteht so eine Form des Baggertennis.
Einführung des Angriffsschlages im Stand (8. Stunde)
Den Angriffsschlag führen wir zunächst im Stand ein. Das Augenmerk wird dabei zunächst nur auf den Kontakt der Schlaghand mit dem Ball gelegt. Den genauen Armzug in Kombination mit der Beinarbeit führen wir später ein. Der Lehrer demonstriert nun folgende Technik-Knotenpunkte. Die Schüler machen es ihm nach.
Die Technik
Wenn wir auf den Ball schlagen, soll es laut Knallen! So als würde man laut in die Hände klatschen. Die Schüler klatschen möglichst laut.
Die Schüler hocken sich mit jeweils einem Ball auf den Boden, halten ihn mit der schwachen Hand fest und schlagen mit der freien Hand möglichst laut auf den Ball.
Dazu muss die Schlaghand möglichst groß gemacht werden. Die Finger müssen dazu weit gespreizt werden (Schwimmhäute aufspannen). Außerdem muss die Hand leicht gewölbt werden.
Um einen Topspin zu erzeugen, muss die Hand beim Treffen des Balles über den Ball rollen. Die Schüler halten den Ball in der schwachen Hand und rollen den Ball mit der starken Hand den Ball eine halbe Umdrehung nach vorne. Der Ball soll dabei nicht runterfallen.
Die Schüler „schlagen“ den Ball nach Selbstanwurf vorsichtig nach oben, so dass der Ball Topspin erhält. Wer kann den Ball auf diese Weise am häufigsten hintereinander nach oben spielen?
Ein Junge macht einen Driveschlag.
Spielformen zum Angriffsschlag
Gespielt wird im Eins gegen Eins auf einem drei Meter breiten und 6 Meter langen Feld. So passt wieder die ganze Klasse nebeneinander in ein Hallendrittel. Die Regeln gleichen Ball über die Schnur mit einer Ausnahme: Der Ball muss nach Selbstanwurf über das Netz geschlagen werden. Das nun längere Feld fördert lange Schläge.
Auch im Zwei gegen Zwei bietet sich ein Spiel an. Das Feld ist nun vier Meter breit und sechs Meter lang. Der über das Netz kommende Ball muss gefangen werden. Der Fänger läuft mit dem Ball ans Netz und wirft ihn für seinen Partner an, der den Ball über das Netz schlagen muss.
Einführung des Aufschlages von unten (9. Stunde)
Einige Schüler werden nun auch den Aufschlag in Form eines Driveschlages durchführen. Das sollte grundsätzlich nicht unterbunden werden. Trotzdem wird der Aufschlag von unten eingeführt, um auch schwächere Schüler abzuholen und weitere Handlungsoptionen im Aufschlag zu schulen.
Die Technik
Die Lehrkraft demonstriert die Technik kindgerecht, die Schülerinnen und Schüler machen alles nach.
Ohne Ball in der Hand stellen wir uns in eine leichte Schrittstellung. Die Knie sind gebeugt, der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt. Die schwache Hand wird nach vorne ausgestreckt, so dass wir später einen Ball darin balancieren können.
Der starke Arm wird wie ein Pendel neben dem Körper vor und zurück geschwungen. Dabei bleibt die Schulter locker und das Ellenbogengelenk gestreckt.
Nun wird die Handfläche der schwächeren, ausgestreckten Hand immer genau dann nach unten gedreht, wenn der pendelnde, starke Arm nach vorne schwingt. Die Hände klatschen zusammen.
Nun liegt in der nach vorne ausgestreckten Hand ein Volleyball. Wie zuvor in beschrieben wird die Hand genau dann gedreht, wenn das Pendel nach vorne schwingt. Der Ball wird so gegen das Pendel gekippt und dann aus der Hand geschlagen. Der pendelnde Arm verfolgt den Ball möglichst lange.
Spielformen zum Aufschlag
Alle vorausgegangen Spielformen können zum Einsatz kommen. Nur muss jeder Ballwechsel mit einem Aufschlag eröffnet werden. Die Kinder müssen nicht zwingend von hinter der Grundlinie aufschlagen. Schwächere Schüler können auch aus der Feldmitte angeben.
Unsere letzte Spielform der Einheit wird im Zwei gegen Zwei auf einem vier Meter breiten und sechs Meter langen Feld gespielt. Der Ball muss mit einem Aufschlag eröffnet werden. Der erste Ball auf der anderen Seite darf von A gefangen werden. B läuft ans Netz und bekommt den gefangenen Ball von A zugeworfen. B spielt den Ball im Oberen Zuspiel möglichst senkrecht nach oben. A spielt den Ball mit einer Volleyball-Technik über das Netz.
Sehr starke Grundschüler können auch vollständig auf das Fangen der Bälle verzichten. Nur ist zu bedenken, dass sehr aufschlagstarke Teams dann meist eine Reihe von Assen schlagen, ohne dass ein Spielzug zu Stande kommt. Deswegen ist bei der Auswahl der passenden Regeln beim Kleinfeldvolleyball genau auf den aktuellen Leistungsstand der Lerngruppe zu achten. Gegebenenfalls muss während der Stunde nachgebessert werden
Ausblick
Nach dieser Einführung des Zwei gegen Zwei mit Grundschülern sei ein Ausblick auf die Orientierungs- und die Mittelstufe gewagt. Im dazu folgenden Artikel geht es um die Einführung des Drei gegen Drei und des Vier gegen Vier im Schulvolleyball. Dazu werden weitere Techniken eingeführt, die für diese Spielformen nötig sind. Aber auch die bisher grob erlernten Grundtechniken werden vertieft und immer mehr ohne Erleichterungen wie das Fangen zum Einsatz gebracht.
Ich hoffe, dass auch Du Anregungen auf diesen Seiten findest, um Volleyball auch an Deine Schule zu bringen. Die Voraussetzungen für motivierte Schüler waren nie so gut wie heute.
Volleyball-Newsletter für Lehrer
Über den Autor
Autor: Malte Nagursky
Malte Nagursky ist studierter Sportlehrer und absolvierte die Beachvolleyball A-Trainer-Ausbildung im DVV. Als Landestrainer im SHVV gewann er mehrere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften. Als Spieler nahm er 2007 an der Deutschen Meisterschaft in Timmendorfer Strand teil, wo er heute auch mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er gibt seit 2007 Fortbildungen für Ärzte und Lehrer. Mit dem Projekt Beachvolleyball-Timmendorf hilft er Spielerinnen und Spielern, ihr Spielniveau auf ein neues Level zu heben. Kontakt: