Wenn alles gut läuft, bilden Trainer und Team eine Einheit die gemeinsam an einem Strang zieht um das Optimum herauszuholen. Doch es kann Situationen geben, in welchen eine Trennung Team – Trainer unausweichlich ist – oder zumindest scheint. Beispiele hierfür gibt es in allen Ligen und Sportarten in jeder Saison, auch wenn es immer wieder auch den umgekehrten Fall gibt, wie bei Anton Brams (swd powervolleys Düren), der seinen Rücktritt bekannt gab. Der häufigere Fall bleibt aber das Absetzen des Trainers durch das Team/ die Vereinsführung.

An dieser Stelle möchte ich Euch Ursachen für Probleme zwischen Trainer und Team nennen, Tipps zur Prävention geben, damit es erst gar nicht zu unüberwindbaren Zerwürfnissen kommt und Möglichkeiten für Lösungsansätze aufzeigen.

Mögliche Ursachen für Probleme zwischen Trainern und ihren Teams

Ursachen für Verstimmungen zwischen Team und Trainer(team) kann es unzählige geben. Sicherlich kommen einige immer wieder vor. Die häufigsten Ursachen versuche ich hier einmal zu beschreiben.

Schlechtes Training

Schlechtes Training ist sicher die Mutter aller Unzufriedenheit in Teams – egal ob im Fußball, Handball, allen weiteren Sportarten und natürlich auch im Volleyball! Was letztlich „gutes“ Training, bzw. schlechtes Training ist, hierfür gibt es sicher mehrere Meinungen. Nicht umsonst variieren die Einschätzung nach dem Training unter der Dusche zwischen

„das war heute mal wieder klasse!“

„das war ja heute gar nix!“

„na ja, geht so. Ich hätte lieber mehr… gemacht!“

Dies liegt vor allem daran, dass jeder Spieler eine andere Erwartung an Training hat. Dem einen reicht es völlig, wenn er 2x pro Training sein Shirt wechseln muss, weil es so anstrengend ist. Der andere möchte unbedingt in einzelnen Elementen besser werden und wünscht sich Techniktraining mit unzähligen persönlichen Korrekturen. Der dritte möchte einfach viel spielen, der vierte wieder etwas anderes. Die Kunst eines Trainers ist es, all diese Bedürfnisse zu befriedigen, die Spieler bei Laune zu halten und dennoch auch seinen eigenen Ansprüchen und Philosophien gerecht zu werden und zu bleiben. Eine weitere Rolle spielt sicher auch das Spielniveau/ die Liga des Teams sowie die Ansprüche an Trainer und Training. In der Regel sind Trainer auf höherem Niveau mehr gefordert was ihre Kompetenzen angeht als auf unterem Niveau.

Sicher gibt es einige Parameter um zu bestimmen, ob das Training des Trainers letztlich eher gut oder eher schlecht ist.

  • Bereitet die Erwärmung auf sportliche Belastung vor?
  • Ist das Training gegliedert und hat einzelne sportliche Ziele/ Schwerpunkte die erarbeitet werden sollen? Werden diese im Vorfeld benannt?
  • Ist die Belastung mindestens auf Spielniveau?
  • Ist das Training spielnah?
  • Verbessert das Training meine oder die größten Defizite meines Teams?
  • Ist das Training abwechslungsreich?
  • Motivieren die Übungen und Spiele, Höchstleistung zu geben?
  • Gibt es Unterschiede im Training in der Saison und der Vorbereitung?

Beantwortet ihr viele Fragen mit „Nein“ ist das ein untrügliches Zeichen für eine (beginnende) Unzufriedenheit!

Schlechtes Coaching während des Spiels

Auch hier gibt es sicher nicht die non-plus-Ultra-Lösung: Dem einen reicht es schon, wenn der Trainer von außen Ruhe ausstrahlt und an den „richtigen“ Stellen die Auszeiten nimmt. Andere wiederum erwarten detaillierte taktische Vorgaben und/ oder Emotionen von außen.

Auch hier gilt wieder:

  • Versucht der Trainer das Maximum aus seinem Team herauszuholen?
  • Unterstütz der Trainer das Team auch und gerade in Situationen, in denen es „eng“ wird?
  • Gibt der Trainer (abhängig vom Spielniveau) adäquate Tipps für Aufschlag, Block/ Feldverteidigung und ähnliches?
  • Findet der Trainer die richtige Balance aus Ruhe geben und trotzdem pushen?

Auch hier wieder: Beantwortet ihr mehrere Fragen mit „Nein“ ist Euer Trainer vielleicht nicht der richtige für Euer Team!

Unzuverlässigkeit

Ein Trainer ist ein Vorbild. Punkt. Da dies so ist, muss er sich so verhalten, dass das Team sich an ihm und seinen Vorgaben orientieren kann. Hierzu gehören auch Tugenden wie Zuverlässigkeit. In einem Team muss man sich aufeinander verlassen können, sowohl auf als auch neben dem Feld. Hat ein Team das Gefühl, dass ein Trainer es hängen lässt, ist dies denkbar ungünstig. Gerade in kritischen Spiel- oder anderen emotionalen Situationen muss ein Trainer für Spieler berechenbar, gerecht und verlässlich sein – sonst sind Krisen vorprogrammiert.

Zwischenmenschliche Probleme

In jeder Paarbeziehung kracht es – das gehört dazu. Wenn dann 14 Damen/ Herren und ein TrainerIn einmal aneinander geraten, ist auch dies völlig normal. Entscheidend für einen guten Trainer ist aber, dass er emotional so gefestigt und reflektiert, das er ein Team führen kann – nur dann gibt es Chancen auf ein langes, produktives Zusammensein. Ein Trainer muss also…

  • ein ausgeprägtes Gespür für menschliche Emotionen und Stimmungen innerhalb des Teams haben
  • Führungsqualität besitzen
  • gerne eine Portion Humor haben
  • klar kommunizieren können
  • druckresistent sein
  • mit unterschiedlichen Charakteren umgehen- und auf diese reagieren können
  • Euer Trainer bevorzugt/ benachteiligt einige Spieler?: Fragt nach, warum Euer Trainer bestimmte Entscheidungen trifft. Macht dies so, dass er sich nicht „auf den Schlipps getreten“ fühlen muss. Die Entscheidungen liegen natürlich bei ihm, aber Feedback einholen sollte auf jeden Fall möglich sein.

Tut sich Euer Trainer schwer, Euch zu verstehen, andere Perspektiven einzunehmen und zwischen einzelnen Spielern zu vermitteln, ist dies ein potentielles Problem.

zu hohe/ geringe Ansprüche

„Nicht jeder Trainer passt zu jedem Team!“

Ein Trainer kann in einem Team viele Jahr einen super Job machen und alle sind zufrieden, und trotzdem können in einem anderen Team mit dem gleichen Trainer Probleme auftauchen. Ein junger, ambitionierter Trainer wird an einem satten Team im unteren oder auch mittlerem Leistungsbereich sicher verzweifeln – und umgekehrt. Genauso wie ein Trainer, der ein leistungswilliges Team hat aber am liebsten einfach eine schöne Zeit in der Halle haben möchte.

Entscheidend ist also, den richtigen Trainer in der richtigen Situation an seiner Seite zu haben. Bei der Auswahl hilft, vorher klar zu formulieren was Ansprüche, Anforderungen und Ziele sind. Passen die Ansprüche nicht zusammen, ist eine Zusammenarbeit nur selten von langer Dauer!

Mangelnde/ Mangelhafte Kommunikation

Probleme in der Kommunikation sind so alt wie die Menschheit selbst! Bestimmend für ein Team oder auch generell wenn mehrere Menschen zusammen kommen, ist aber die Kommunikationsstärke. Als Trainer ist man hier besonders gefordert, steht man doch besonders im Fokus.

Gute Trainer versuchen ihre Entscheidungen bis zu einem bestimmten Maß zu erklären, sind immer ansprechbar bei Fragen oder Nöten. Sie setzen aber auch klare Grenzen, formulieren ihre Erwartungen und fordern diese auch ein.

Trainer, die nur im stillen Kämmerlein ihre Entscheidungen treffen und Konflikten aus dem Weg gehen können Gift für jedes Team sein. Gerade wenn es „brennt“ sollten Trainer einen kühlen Kopf bewahren und sich der Probleme annehmen.

Hat Euer Trainer in diesem Bereich Schwierigkeiten, sind weitere Probleme vorprogrammiert.

Das Vertrauensverhältnis ist gestört durch weitere Gründe

Neben den großen angesprochenen Punkten kann es auch immer eine Vielzahl an weiteren Punkten geben. Im einfachsten Fall „passt die Nase“ einfach nicht, es können aber auch Probleme durch private Überschneidungen, Rollenverhalten, kulturelle oder sonstige Unterschiede geben.

Was bei all diesen Problemen helfen kann, beschreibe ich im Folgenden!

Prävention: Wie Probleme gar nicht erst „groß werden“

Was aber tun, um Probleme im Keim zu ersticken bevor es zu Situationen kommt die schlecht für alle sind?

Die richtige Trainerwahl treffen:

  1. macht Euch Gedanken, was ihr als Team von einem Trainer erwartet
  2. was muss ein Trainer mitbringen, was kann er, was soll er und wie soll er sein?
  3. Testet mehrere Trainer ehe ihr Euch entscheidet. Absolviert mehrere Probetrainings mit jedem Kandidaten
  4. optional könnt Ihr bei vorherigen Trainerstation nachfragen, um das Bild zu vervollständigen

Probleme mit bestehenden Trainern beheben:

  • Probleme beheben lassen sich nur durch Gespräche. Kommunikation der Schlüssel zu allen Problemen. Aussitzen bringt nichts, sondern wird Probleme eher noch verschlimmern. Tut sich Euer Trainer damit schwer, kann es zu unklaren Situationen kommen. Fordert Feedback und Einschätzungen offen ein. Sprecht aber auch klar mit Euren Trainer über Wünsche und Ziele. Nur so könnt ihr optimal miteinander umgehen.
  • Tauscht Euch mit Eurem Trainer aus (loben nicht vergessen), weitere Kritik trifft so auf fruchtbareren Boden. Lasst Zeit und beobachtet, ob Defizite behoben werden, andernfalls sucht weitere Gespräche
  • führt eine Mannschaftssitzung (mit oder ohne Trainer) durch um Euch auszutauschen. Macht euch am besten im Vorfeld Gedanken zur Struktur eures „Krisengesprächs“, gebt Euch eine Agenda, damit ihr eine Gesprächsstruktur habt. an der ihr euch entlanghangelt – sonst dreht man sich schnell im Kreis. Räumt jedem Spieler/ Trainer Gesprächszeit ein. Holt Euch bei erwartet-schweren Gesprächen eine unabhängige Person von außen dazu
  • führt Einzel- oder auch 6-Augen-Gespräche mit Kapitän und Trainer zur Klärung von individuellen Problemen
VolleyballFREAK-TIPP:
Wartet nach Krisen ab, gebt Eurem Trainer eine Chance, sich zu ändern!

Sollte aber alles nichts helfen, kann in einigen Fällen nur eine Trennung helfen und der richtige Weg für die Zukunft und das Erreichen der Ziele sein. Hier Tipps, wie ihr diesen Weg am besten geht und Hinweise, die es zu beachten gilt!

Der letzte Ausweg – die Trennung

Eine Trennung fällt in den meisten Fällen schwer. Gerade wenn Trainer schon lange im Verein sind oder es persönliche Bindungen gibt, können Entscheidungen schwer fallen. Gibt es aber unüberwindbare Schwierigkeiten, ist es nur sinnvoll, diese auszuräumen. Schließlich ist für die meisten von uns Volleyball ihr Lieblingshobby – und Hobbies müssen Spaß machen.

Hier Tipps, die es zu beachten gilt, und die helfen sollen, mit einer Trennung gut umzugehen:

Respekt und eine saubere Trennung

Eine Trennung muss wohl überlegt und abgestimmt sein. So ist auch der Zeitpunkt gut zu wählen. Hat ein neuer Trainer noch Zeit, nötige Impulse zu setzen?

Erweist Eurem Trainer den nötigen Respekt und sagt ihm die Trennung persönlich (nicht per Mail/ SMS/ whatsapp!), am besten bei einem Treffen unter maximal sechs Augen. Versucht, Emotionen aus diesem schwierigen Gespräch herauszuhalten. In der Regel wird im Vorfeld schon viel kontrovers diskutiert worden sein.

Kommuniziert sauber – damit es zu einer klaren Trennung kommt. Euer Trainer sollte also nicht von Dritten über eine mögliche Trennung erfahren (oder gar aus der Presse) – das wäre nur peinlich!

Arbeitsrecht bei einer Trainerentlassung

Bei einer Trennung können auch arbeitsrechtliche Belange eine Rolle spielen: Wie ist der Trainer angestellt?

  • auf Honorarbasis
  • 400€ Job
  • Festanstellung
  • andere Regelung

Hier bedenken, dass eine wirksame Kündigung mit allen Regeln und Fristen ausgesprochen werden muss. Die Kosten gilt es auch zu bedenken.

Wie soll es weiter gehen – was gibt es für Optionen für die Nachfolge?

Ferner sollte es schon konkrete Pläne für eine Zeit danach/ die Nachfolge geben. Hier muss sicher mit dem Verein/ Abteilungsleitung im Vorfeld Kontakt aufgenommen werden.

Soll ein Trainer von außen verpflichtet werden, geht vor wie oben beschrieben (Die richtige Trainerwahl treffen). Soll ein Trainer intern (aus einem anderen Team oder der Co-Trainer) zu Eurem Teams hinzustoßen, klärt auch hier im Vorfeld klar Bedingungen und Erwartungen.

VolleyballFREAK-TIPP:
Liebäugelt ihr mit einer Spielertrainer-Option, sprecht vorher klar die Rollen ab. Spielertrainer müssen eine große Persönlichkeit haben, müssen von allen Spielern anerkannt sein und nach Möglichkeit Führungsspieler sein und am besten

1 – 2 Klassen über dem eigenen Liganiveau agieren können.

Zusammenfassung

Eine Trainerentlassung fällt in den wenigsten Fällen leicht. Ist sie aber aus wichtigen Gründen nötig, geht offen und ehrlich mit der Situation um! Das seid ihr Euch selbst und Eurem Trainer schuldig.

Der VolleyballFREAK hilft!

Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Post ein wenig helfen! Wenn ihr weitere Tipps braucht oder von Euren krassesten Trainerproblemen berichten wollt, hinterlasst mir gerne einen Kommentar – ich versuche zu helfen!

Euer VolleyballFREAK Steffen