Mit dem 1. Volleyball Supercup versucht die Volleyball-Bundesliga ein zweites großes Event neben dem DVV-Pokal zu etablieren. Bereits vor drei Wochen berichtete ich im Artikel “Supercup im Volleyball – billige Kopie oder Konzept mit Zukunft ?“über die dadurch entstandene Diskussion. Letzten Sonntag, am 16.10.2016, war es dann soweit. Ich durfte mir live vor Ort in Berlin beim Supercup meine eigene Meinung bilden.
Erste Presse Akkreditierung für VolleyballFREAK
Einen ersten persönlichen Erfolg konnte ich für mich und das VolleyballFREAK-Projekt verbuchen. Ich bekam offiziell eine Akkreditierung als Pressemensch. :-D. Noch viel cooler war die Tatsache, dass mich meine gute Freundin Caro mit Ihrer Kamera auch begleiten durfte. So konnte ich mich auf Social Media und Videos konzentrieren und sie übernahm den Part mit den Fotos. 😀 Perfekte Arbeitsteilung!
Was bringt dir eigentlich so eine Presse Akkreditierung?
Als erstes erhälst du selbstverständlich freien Eintritt. Darüber hinaus bekommt die Presse direkten Zugang zum Spielfeld und steht später bei der Siegerehrung in vorderster Reihe. Dass dadurch bessere Fotos und Videos entstehen, ist dabei nur logisch. Weiterhin gibt es eine Mixed-Zone, wo man Interviews mit den Spieler führen kann. Dies habe ich diesmal noch nicht genutzt. Für das nächste Mal werde ich hier sicherlich etwas arrangieren. 😉 Weiterhin wird für die Presse extra ein Presseraum bereitgestellt, in dem man erste Foto und Videos in Ruhe sichten kann. Natürlich bekommen Journalisten Zugang zum Internet gestellt, um sämtliche Kanäle zeitnah bedienen zu können. Damit die Presse sich auch voll auf ihren Job konzentrieren kann, wurde auch ein komplett kostenloses Catering angeboten. Nach dem Damenspiel hat das Chili con Carne auch sehr gemundet. 😛
Die Location ist Top!
Die Anfahrt und das Parken mit dem PKW war sonntags überhaupt kein Problem. Wobei sich Berlin auch immer für einen netten Wochenendtrip anbietet. Ein paar Bekannte sind sogar mit dem Flieger angereist. Wenn man früh genug bucht, bekommt man hier sicher ein paar Schnäppchenflüge. Innerhalb Berlins gibt es bekanntlich genügend öffentliche Verkehrsmittel um zur Mercedes Benz Arena zu kommen.
Volleyball unter dem Dach des Mercedessterns zu spielen ist auf jeden Fall etwas Besonders. Daher fand ich es sehr schade, dass die Ränge nur mit 5.624 Zuschauern gefüllt waren, wobei der komplette Oberrang gar nicht erst freigegeben war. Das liegt sicher zum Einen an der Ferienzeit und vor allem daran, dass sich das Event erst etablieren muss. Ich werde sicher noch einmal vorbei schauen, wenn die Arena beim einen Spiel der BR Volleys komplett ausverkauft ist und die Volleyballfans ihre Mannschaft nach vorne peitschen.
Der Supercup als Event
Die Eventisierung um damit die Hallen mit Zuschauern zu füllen, ist in der Volleyball-Bundesliga immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Dabei geht es einmal darum durch bestimmte Abläufe einen gewissen Wiedererkennungswert der Marke Volleyball Bundesliga zu schaffen und auf der anderen Seite jede Heimspielhalle mit einer einzigarten Atmosphäre zu versehen.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass wenn die VBL nun selbst ein Event ausrichtet, alle Vereine dabei besonders kritisch hin schauen. Daher werde ich in diesem Abschnitt darauf eingehen, was ich als gut und was ich als nicht so gut empfand.
Was lief gut beim Volleyball Supercup 2016?
Topspiele
Auf dem Papier versprachen die Ansetzungen spannende Spiele. Bei den Damen spielten Doublesieger Dresdner SC gegen Allianz MTV Stuttgart. Bei den Herren trat der Doublesieger Berlin Recycling Volleys gegen den Rekordmeister und Rekordpokalsieger VFB Friedrichshafen an. Dass die Spiele für die süddeutsche Clubs deutlich ausfielen, konnte man so nicht vorhersehen. Die Fans hätten sich natürlich gerne Tie-Break-Spiele gewünscht.
Gute Moderation
Den Eventcharakter förderten aus meiner Sicht vor allem die beiden Hallensprecher. Hier engagierte die VBL Routinier Daniel R. Schmidt. Ihn kennen viele als Hallensprecher beim VC Wiesbaden. Aber nur Wenige wissen, dass er auch hinter der Initiative “Bringt Volleyball in die Medien” auf Facebook steht. Ihm zur Seite wurde prominente Verstärkung vom Sat1-Frühstücksfernsehen gestellt: Matthias Killing. Beide begleiteten die Fans super durch die Veranstaltung.
Professionelle Cheerleader
Während im Basketball und Football Cheerleader zum Standardprogramm gehören, sieht man sie beim Volleyball eher selten. Umso erfreulicher, dass für den Supercup die Alba Dancers der Basketballer von Alba Berlin gewonnen wurden. Sie sorgten in den Pausen für eine schöne Ablenkung. 😀
Technische Auszeiten
Technische Auszeiten sind ja immer wieder in der Kritik. Beim Supercup wurden sie mehr oder weniger sinnvoll genutzt. Es traten ein paar Mal die Cheerleader auf. Auch kam die sogenannte Kiss -Cam zum Einsatz. Einige werden sie zum Beispiel vom Eishockey kennen. Dabei wählen die Kameras immer wieder zufällig ein Päarchen im Publikum aus, welches eingerahmt von einem Herz auf die große Videoleinwand projiziert wird und durch zum Küssen animiert wird.
Meinen Beobachtungen nach warten Mannschaften in der Regel schon deutlich vor Ablauf der Minute wieder an der Linie. Daher finde ich, wenn die Auszeiten nicht sinnvoll durch Veranstalter oder Fernsehen (Werbung) genutzt werden, sollten sie je nach Spiel nicht zum Einsatz kommen.
Videochallenge
Ebenfalls sehr interssant fand ich den Einsatz der Videochallenge im deutschen Hallenvolleyball. International ist es schon länger im Einsatz. Bereits im Sommer auf dem Beachvolleyball Major Event in Hamburg hatte ich es live im Einsatz gesehen und empfand es damals schon positiv. Da Hallenvolleyball um einiges schneller ist, kam hier die Challenge gefühlt häufiger zum Einsatz. Dabei konnten einige extrem knappe Entscheidung korrigiert werden. Ich war etwas verwundert, als der Dresdner Trainer Alexander Waibl sogar mitten im Spielzug einen nicht geahndeten Netzfehler beim Gegner ausgemacht haben wollte und eine Challenge anforderte. Der Spielzug wurde direkt unterbrochen und die Szene auf die Videoleinwand projiziert. Dabei kam heraus, dass er den Fehler richtig erkannt hatte und bekam den Punkt für sein Team zugesprochen. Alleine die Auswertung dauerte an einigen Stellen etwas lang. Dies war meist bei sehr knappen Entscheidung (wie Touch bzw. kein Touch) der Fall. Ich denke, dass der Einsatz der Technik menschliche Fehler sehr gut reduzieren kann und das Spiel noch fairer macht. Ich würde mich freuen, wenn wir die Technik beim DVV-Pokalfinale und in den Playoffs wieder sehen.
Interaktive MVP-Wahl
Einen guten Ansatz finde ich auch die MVP-Wahl per App. Dadurch steigt die Interaktion mit dem Publikum und den Fans, die per Livestream zuschauen. Für die 1. Ligen könnte das Prinzip funktionieren. Daher wundert es mich nicht, dass genauso diese Woche eine entsprechende Webseite der VBL online gegangen ist: http://www.vbl-mvp.de. Hier können die Fans die MVPs der 1. Liga tippen und dafür attraktive Preise gewinnen.
Medialpräsens
Medial haben wir einiges erreicht. Beide Spiele wurden im Livestream des MDR bzw. RBB übertragen. Dazu kamen umfangreiche Nachberichterstattung im Free-TV und weiteren Medien.
Was kann man besser machen?
Ich habe mich mit einigen Volleyballern vor, während und nach der Veranstaltung unterhalten. Viele hielten die angesetzten Eintrittspreise für zu hoch. In den Diskussionen habe ich immer wieder versucht zu ergründen, warum Karten in Preisklasse 1 49€ kosten. Klar ist, man bekommt zwei Spiele auf Spitzenniveau. Schon allein dabei ist der Fan normalerweise bis zu 30€ los. Dazu kommen noch die Künstler Nicole Cross, Tom Beck und Marquess. Ich bin mir aber sicher, dass wenn man hier an der Preisschraube dreht, eher die angepeilten 12.000 Zuschauer in die Halle bekommt und ein echtes Volleyballfest kreiert!
Die Stimmung während der beiden Spiele war daher nicht immer mitreißend. Dies liegt natürlich daran, dass bei 4 unterschiedlichen Teams nicht genügend eigene Fans in die Halle kamen, welche ihr Team nach vorne peitschten. Im Ansatz schafften es maximal die BR Volleys Fans. Hier sollte man sich also für nächstes Jahr etwas für mehr Interaktion der Zuschauer einfallen lassen um somit eine besondere Supercupatmosphäre zu schaffen.
Dass die Bands zwischen Aufwärmen und Spielervorstellung auftreten, hat mir gar nicht gefallen. Hier hätte ich gedacht, dass die Bands direkt zum Beginn der Aufwärmphase auftreten, in welcher Spieler noch Mobi/Stabi machen. Die nächste Frage, die ich mir gestellt habe: Braucht man wirklich drei Bands? Oder ist es evtl. besser einen Künstler für alle Sessions zu buchen. Ich kenne zwar die Gagen nicht, aber dies ist doch bestimmt günstiger?!
Eine Aussage vom Hallensprecher fand ich nicht so berauschend und hätte mir als zahlendem Fan aufgestossen. Dieser sagte sinngemäß, dass “Dresden erst 5 mal komplett zusammentrainiert hat.” Dies sah man auch in der Statistik des Tickers. Die Werte waren aber bei allen 4 Teams “unterirdisch”. Das zeigt welchen sportlichen Stellenwert der Supercup bei den Teams und den Trainern hat. Aber das gleiche Thema gibt es beim Fußball Supercup ja auch immer. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die Trainer viel ausprobiert haben. Meiner Meinung nach könnte hier mit finanziellen Anreizen für die Gewinner gearbeitet werden. Was meint Ihr? Lasst gerne einen Kommentar da.
Fazit zum Besuch beim Volleyball Supercup 2016
Persönlich war das Event aufgrund der ersten Presseakreditierung ein Erfolg. Auch die mediale Aufmerksamkeit kann sicher als Erfolg gewertet werden. Das Event an sich geht für mich schon in die richtige Richtung. Es wurden innovative Wege eingeschlagen, die mehr oder weniger erfolgreich waren. Hier muss die VBL jetzt ihre Hausaufgaben machen und ein paar Stellschrauben richtig einstellen, damit der Volleyball Supercup eine Erfolgsstory wird. Ich versuche auf jeden Fall auch nächstes Jahr wieder mir meine eigene Meinung vor Ort zu bilden. Schreibt mir doch bitte mal in den Kommentaren, wo und wie ihr den Supercup erlebt und empfunden habt?
Bis nächste Woche,
Eurer VolleyballFREAK
Foto-Impressionen vom Supercup
Hier gibt es eine Auswahl der Fotos, welche wir rund um den Volleyball Supercup geschossen haben.
Weiter Bilder gibt es auf der VBL-Supercup-Seite: https://www.vbl-supercup.de/cms/home_sc/supercup_infos/Galerien/fotos.xhtml
Daniel R. Schmidt
Okt 24, 2016 -
Hi,
danke für die schöne und objektive Berichterstattung. Es ist wichtig, aus dem Projekt “Supercup” zu lernen, Rückschlüsse zu ziehen und zu sehen, wie man Volleyball in Deutschland noch weiter eventisieren kann. Dazu halte ich das Konzept für verbesserungs- und ausbaufähig.
Eine Rückfrage habe ich in diesem Kontext aber noch. Du schreibst: “Eine Aussage vom Hallensprecher fand ich nicht so berauschend und hätte mir als zahlendem Fan aufgestossen. Dieser sagte sinngemäß, dass ‘Dresden erst 5 mal komplett zusammentrainiert hat.'”
Du beziehst Dich da auf das Kollegengespräch mit Matthias Killing und mir und zitierst völlig korrekt. Aber ist das nicht ein Hardfact, den man als Fan wissen sollte? Dresden konnte bis zuletzt aufgrund der Spielerinnen, die für die tschechische Nationalmannschaft im Länderspieleinsatz waren, nicht in voller Konstellation trainieren. Das lag ja – sorry, wenn das an diesem Event mißverständlich ankam – nicht am Willen des Dresdner SC (oder Du beziehst Dich ja auf den Stellenwert, den Vereine dem Supercup zugestanden haben), sondern schlicht an der Tatsache, dass die Spielerinnen nicht vorher zur Verfügung standen.
Ganz viele Grüße und weiter so! Durch Deinen Blog bringen wir “Volleyball in die Medien!”. 🙂
Daniel
PS: Warum sollten Blogger keine Presseakkreditierung erhalten? Für mich eine Selbstverständlichkeit! Wenn Du mal nach Wiesbaden reisen willst, sag Bescheid!
PPS: Wenn das ein allgemeines Problem sein sollte, also Presseakkreditierungen für Blogger, sollten wir das bei BVIDM einmal thematisieren!
Steffen
Okt 28, 2016 -
Hallo Daniel,
danke für deinen Kommentar. Hoffentlich kann ich hier in Zukunft öfter mit dir diskutieren. Mit der Aussage zu den Trainingseinheiten kann man es wohl so oder so sehen. Da nun aber beide Seiten beleuchtet sind, ist es für mich ok.
Die Einladung nach Wiesbaden werde ich sicher mal wahrnehmen, wenn es in meinem Terminkalender passt. Es ist ja nicht soweit von Köln entfernt. 😉
Im Sommer bei dem Beachvolleyball Major-Event hatte es leider noch nicht mit einer Presseakkreditierung geklappt. Da war ich mit meinem Blog wohl noch nicht wichtig genug. Aber das Blogger gar keine Akkreditierung bekommen, habe ich doch so nicht geschrieben, oder liest du da etwas anderes aus dem Blogpost raus?
Grüße aus Hürth bei Köln,
Steffen
Daniel Schmidt
Okt 30, 2016 -
Nein, wollte nur mal nachfragen, weil die Bloggerszene auch im Sport an Bedeutung gewinnt. Und das ist auch gut so! Die Grenze zwischen Presse und Nicht-Publizisten verwischt dadurch aber immer mehr. Das muss Pressearbeit in den Vereinen berücksichtigen. 😉