Habt Ihr euch schon mal gefragt, warum es Vereine gibt, die erfolgreicher sind als andere? Klar nicht selten spielt das liebe Geld ein Rolle. Aber wir sind nicht im Fußball, sondern im Volleyball. Da fällt das Geld nicht vom Himmel. Es gibt zum Glück noch ein paar andere Hebel. Ein solcher ist das Geheimnis der Durchlässigkeit.
Es geht nur nach oben
In vielen Vereinen ist der Status Quo, dass die höheren Mannschaften sich immer nur aus den unteren bedienen. Wenn dann ältere Spieler aus den oberen Teams an Rücktritt denken, passiert es sehr selten, dass diese noch ein paar Saisons ihr Wissen und ihre Erfahrung als Spieler in den unteren Teams weitergeben.
Häufig ist die Kaderstärke in den oberen Mannschaften deutlich größer als in den unteren. Ich habe schon von Beispielen gehört, wo das erste von 5 Teams 4 Zuspieler hatte. Hier hat der 4. Zuspieler so gut wie gar kein Spiel gemacht. Dabei könnte er innerhalb des Vereins nach 4 nicht gespielten Spielen und Anfang der Saison sogar nach den ersten beiden Spielen einfach in einer tieferen vereinseigenen Mannschaft gemeldet werden.
Sozial- vs. Leistungsmannschaft
Ich hab schon viele Vereine gesehen, wo die Teams als eigene Universen agierten. Es fand keinerlei Austausch an Spielern bei Training Geschweige denn Spielen statt. Da wird lieber nur mit 7-8 Spielern zum Spieltag gefahren. Genau das nenne ich eine Sozialmannschaft. Dieses Konstrukt hilft zwar den einzelnen Spieler weiter, da auch die Ersatzspieler eher Spielanteile bekommen. Dem Gesamtgefüge „Verein“ hilft dies aber nicht weiter.
Bei einer Leistungsmannschaft ist es genau das Gegenteil. Unter der Saison sollte der Trainer versuchen möglichst immer mit 12 Leuten zu trainieren. Hier kann man Perspektivspieler oder Jugendspieler aus den unteren Mannschaften heranziehen oder Spieler aus den oberen Mannschaften um das Trainingsniveau anzuheben. In einer Leistungsmannschaft sind normalerweise immer mind. 10 Spieler auf dem Spielberichtsbogen. 12 (bzw. 14 ab 2. Volleyball-Bundesliga) sollte das Ziel sein. Die Aufstellung erfolgt immer nach Position und Leistungsfähigkeit. Häufig hat man „ausgediente“, sehr erfahrene Spieler in unteren Teams, dieses Potenzial kann man ruhig bei wichtigen Spielen nutzen.
Genau hier sieht man erste Merkmale der Durchlässigkeit.
Warum Durchlässigkeit so wichtig ist?
Alle Mannschaften können profitieren. Durch das hin und her schieben der Spieler, kann man Mannschaften zum Aufstieg verhelfen oder im Abstiegskampf beistehen.
Für größere Vereine sollte das Ziel sein in jeder Spielklasse ein Team anzubieten. Damit kann für jede Spielerstärke eine passende Mannschaft angeboten werden, dass hat natürlich eine hervorragende Strahlkraft nach außen.
Kleine Vereine mit weniger Teams sollten darauf achten, dass zwischen den Teams maximal 2 Spielklassen unterschied sind. Sonst kann die obere Mannschaft nicht mehr wirklich von ihrer Reserve profitieren.
Durchlässigkeit ohne Wenn und Aber!
Jeder Volleyballer der mind. 2 Mal die Woche trainiert, dabei meine ich Training und nicht Spielen ;-), macht dies aus leistungsbezogenen Gründen. Er will besser werden und sich seine Einsätze verdienen. Darum sollten Spieler im Verein bereit sein, sich sportlich jederzeit mit den anderen intern zu messen. Sollte die Leistung für ein Team nicht mehr reichen und keine Einsatzzeiten in Aussicht sein, sollten sie eine Mannschaft tiefer gehen. Der umgekehrte Weg nach oben funktioniert in der Regel eher.
8 Tipps, damit die Durchlässigkeit auch in deinem Verein funktioniert
- Durchlässigkeit als Vereinsphilosophie: Ein Leitbild sollte ein jeder guter Verein haben. Genau hier gehört das Prinzip der Durchlässigkeit aufgeführt. Damit wissen neue Spieler, worauf sie sich einlassen.
- Starke Abteilungsleitung /Vereinsführung: Gerade das Runtermelden von Spielern ist häufig mit einiges an Überzeugungskraft verbunden. Hier hilft eine Abteilungsleitung, die Autorität ausstrahlt und von allen im Verein bedingungslos akzeptiert wird.
- Leistungsmannschaften: Aufgestellt wird immer nach dem Leistungsprinzip. In der Regel kommen die runtergemeldeten Spieler direkt zum Einsatz, weil diese den Unterschied ausmachen.
- Freie Trainingsplätze auffüllen: Ein Training mit 12 Leuten ist immer besser als mit deutlich weniger Teilnehmer. Das Training wird spielnäher und die Trainer sehen Spieler aus den anderen Mannschaften. Dabei sollte aber immer versucht werden positionsbezogen aufzufüllen. Für die einzelnen Spieler hat es den Vorteil, dass sie sich zusätzliche Einheiten abholen und in den Teams schneller akzeptiert werden.
- Konsequentes Runtermelden: Spieler mit mind. 4 Spielen Pause werden in das unterste Team gemeldet. Dabei ist egal, ob der Spieler verletzt war bzw. wegen Urlaub, Ausland oder einfach aus Leistungsgründen nicht gespielt hat. Ob er letztlich in der untersten Mannschaft aushilft oder in einem Team weiter oben entscheiden alleine die Trainer in Abhängigkeit von der Kadersituation, dem Tabellenplatz usw. dafür bedingt es den nächsten Punkt. Ein Sondersituation nehmen hier Jugendspieler ein. Diese können bekannterweise sooft höher spielen, wie sie wollen (Ausnahme in der VBL). Von daher kann es durchaus Sinn machen, sie am Anfang der Saison mind. 1-2 Spielklasse tiefer zu melden. Nach 2 Spieltagen können Sie in Ihrer normalen Mannschaft mitspielen und trotzdem in jedem Team ab der gemeldeten Spielkasse aushelfen.
- Gute Kommunikation zwischen Trainern und MV’s aller Teams: Damit alles reibungslos abläuft erfordert die Durchlässigkeit einen erhöhten Aufwand an Kommunikation zwischen den Beteiligten. Die Trainer müssen im ständigen Austausch stehen, welche Leute sie nach oben zum Training empfehlen könnten. Auch müssen sie abstimmen, welche Spieler bei anderen Teams am Spieltag aushelfen.
- Neue Spieler direkt mit ins Boot holen: Wenn Spieler zum Probetraining vorbeischauen, nimmt sich der Trainer nachdem Training in der Regel nochmal 5 Minuten Zeit und zieht Resümee. Im positiven Falle werden Organisatorische Dinge geklärt, hier sollte dann auch die Durchlässigkeit mit sämtlichen Vor- und Nachteilen angesprochen werden. Reicht die Leistung nicht für die obere Mannschaft, sollte der Trainer den Spieler direkt fragen, ob er nicht im unteren Team vorbeischauen will.
- Jugendspieler richtig einsetzen: Eine gute Jugendarbeit gehört zu jedem erfolgreichen Verein. Doch wie setzt man Jugendspieler richtig ein? Der Vorteil von Jugendspielern ist, dass Sie sich nicht fest spielen. Ist ein Jugendspieler für die Regionalliga vorgesehen, kann der Verein ihn theoretisch in die Mannschaft mit unterste Spielklasse melden. Dann ist der Spieler die ersten 2 Spiele für die oberen Ligen zwar gespielt. Danach kann er aber in jeder Mannschaft nach oben beliebig mitspielen. In einige Verbänden gibt es nur eine maximal Spielanzahl pro Wochenende für Jugendspieler.
Mit diesen Tipps könnt ihr jetzt loslegen und euren Verein versuchen auf die Erfolgsspur zu bringen. Auch wenn dies nur eine Stellschraube ist, kann diese enorm wichtig sein. Nun würde mich mal EURE Erfahrungen interessieren. Lebt ihr die Durchlässigkeit schon oder habt ihr noch Sozialmannschaften und kämpft gegen Windmühlen? Lasst einfach einen Kommentar hier im Blog da!
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