VolleyballFREAK Redakteur Tobias Goerlich hatte das große Glück ein langes Gespräch mit Athanasios Papageorgiou führen zu können.

Ihr kennt „Papa“ nicht? Wer ihn nicht kennt, der hat Volleyball verpennt!

Im Gespräch plauderte „Atha“ aus dem Nähkästchen, verriet eigene Stärken und Schwächen und sprach über die wichtigsten Spiele in seiner mittlerweile fast 40-jährigen Trainerkarriere.

Er hat uns erzählt, was er über den aktuellen Volleyball denkt – und wie der Volleyball der Zukunft aussehen sollte.

Besonders am Herzen liegt ihm seine aktuelle Mannschaft: Mit dem Team der deutschen Behinderten Beachvolleyball Nationalmannschaft möchte er an die großen Erfolge seiner Standing Volleyballer anknüpfen.

Da Atha so viel Interessantes zu sagen hat, ist das Interview ein wenig länger geworden. Lest es dennoch bis zum Ende. Es ist einfach interessant zu hören was er über Volleyball denkt und warum Volleyball heute so ist wie es ist.

Wir sind schon jetzt gespannt auf eure Reaktionen und Meinungen.

Viel Spaß!

Kurzvita Athanasios Papageorgiou

Trainerlegende Athanasios „Papa“ Papageorgiou im VolleyballFREAK-Interview

  • Athanasios Papageorgiou (geb. 1943) ist Diplomsportlehrer a.D., absolvierte das 1. Staatsexamen in Sport und Pädagogik
  • Papageorgiou arbeitete von 1970 bis 2009 als Dozent am Institut für Sportspiele an der Deutschen Sporthochschule Köln
    Zahlreiche Erfolge als Bundesligatrainer im Männerbereich und als Trainer der Deutschen Nationalmannschaft der Behinderten im Volleyball zeichnen ihn aus
  • Von 1987 bis 2012 leitetet er die Trainerausbildung des DVV, von 1988 bis 2012 war er Koordinator und Hauptreferent für das Sportspiel Volleyball an der Trainerakademie Köln und seit 1993 als Ausbilder des Internationalen Volleyball-Verbandes sowie beim Internationalen Volleyballverband der Behinderten tätig
  • Er veröffentlichte bereits zahlreiche Lehrbücher, wissenschaftliche Beiträge und Lehrfilme im Beach- und Hallenvolleyball.*
  • Ausgewählte Erfolge als Trainer
    • Standing Volleyball
    • 4 Paralympische Goldmedaillen 1988, 1992, 1996, 2000 (dann wurde der Bewerb eingestellt)
    • 3x Weltmeister
    • 4x WorldCup-Sieger
    • 5x Europameister
    • Hallenvolleyball
    • 2x Deutscher Meister
    • 1x Pokalsieger

Hallo Atha, was treibst Du gerade so?

Zunächst einmal möchte ich Euch ein Lob aussprechen: Ihr habt eine schöne Homepage. Ich freue mich immer von meinen ehemaligen Studierenden zu hören. Was ich gerade mache: Die meiste Zeit lebe ich auf Rhodos, einige Zeit im Jahr bin ich aber auch noch in Köln. Bei der FIVB und CEV helfe ich noch immer sehr gerne aus, wenn sie wegen der Durchführung eines Trainerlehrgangs anfragen. Ansonsten schwimme ich jeden Tag ein bisschen im Meer. Und natürlich noch meine Herzensangelegenheit: Ich betreue seit sieben Jahren die deutsche Beachvolleyball Behinderten Nationalmannschaft. Wir möchten sehr gerne im Mai an einem Turnier in China teilnehmen, hierfür sammeln wir gerade Geld.

Unser Verband hilft uns leider gar nicht – wir haben Glück dass wir 19 Jahre lang überlebt haben.

Das haben wir mitbekommen, wir haben Euren Aufruf dazu geteilt. (Anm. der Redaktion: In den Folgetagen sind ca. 400€ von VolleyballFREAKs gespendet worden) Hier geht es zum Spendenlink!

 

Das habe ich gesehen. Ich bedanke mich sehr herzlich im Namen des Teams. Unser Verband hilft uns leider gar nicht, sie geben uns lediglich logistische Hilfe. Das bedeutet nur dass sie uns als Nationalmannschaft anmelden. Meine Spieler und ich sind bereit mit eigenen Geldern unsere Reisen mitzufinanzieren. Das große Ziel von uns ist aber, dass Beachvolleyball für Behinderte paralympisch wird.

Behinderte Beacher beim Beachline Festival in Riccione ( Quelle: Tobias Heinze, plus3media)

Richtig, nach Olympia 2000 in Sydney ist Standvolleyball aus dem Olympischen Programm gestrichen worden.

Die World Organisation Volleyball for Disable (jetzt World Para Volley (WPV)) hat 2000 einen großen politischen Fehler gemacht und Standing Volleyball aus dem Programm gestrichen – damit Frauen Sitzvolleyball paralympisch wird. Zur Erklärung: 20 Volleyball-Teams dürfen bei den Paralympischen Spielen teilnehmen. Bis 2000 waren das 12 Teams der Sitzvolleyball der Männer und 8 Standvolleyball Teams der Männer. Also: Warum hat der Verband nicht 8 Teams im Sitzvolleyball Männer und jeweils 6 Teams Standvolleyball der Männer und 6 Teams Sitzvolleyball der Frauen angemeldet? Das konnte mir der Verband nicht erklären. So haben sie Standing Volleyball eliminiert.

Wie habt ihr danach weitergemacht?

Seit 2000 haben wir überlebt ohne einen Groschen Unterstützung von Verbandsseite, nur durch Sponsoren wie beispielsweise die Diana-Kliniken oder die Firma von Kaweh Niroomand, Micros Systems, der für mich das Volleyballgesicht von Berlin und Deutschland ist. 2011 haben unsere finanziellen Mittel dann nicht mehr gereicht um Standing Hallen- und Beachvolleyball gleichzeitig zu betreiben. Wir haben uns dann auf Beachvolleyball konzentriert. Man muss sagen: Wir haben Glück dass wir 19 Jahre lang überlebt haben.

Wie sieht es aktuell aus?

Durch das Drängen einiger der Standing Volleyball Nationen hat der WPV Beachvolleyball der Männer neu ins Programm aufgenommen. Es gibt jetzt die Varianten Beachvolleyball der Männer, 3 gegen 3, Beachvolleyball der Frauen, 3 gegen 3 und Beachvolleyball Mixed, 3 gegen 3, mit mindestens einer Frau. Der IOC möchte mehr Frauenbewerbe haben, noch lieber Mixed-Teams um die Anzahl der Athleten nicht ins Uferlose wachsen zu lassen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass islamische Länder da nicht mitmachen werden, das ist ein Handicap. Wenn wir es nicht schaffen beim Turnier in China und bei den nächsten internationalen Turnieren in den nächsten zwei Jahren 18 Teams aus drei Kontinenten an den Start zu bringen, wird wohl auf Mixed umgestellt. Um unser Team und unseren Sport am Leben zu halten brauchen wir für die nächste Zeit weitere Sponsoren, oder auch Mini-Sponsoren, die uns für die nächsten Jahre helfen. Momentan haben wir keine größeren Sponsoren, so ist meine Tochter Sophia auf die Idee mit dem Spendenaufruf gekommen ist.

Wir drücken Euch die Daumen dass genug Geld für Eure Ziele zusammenkommt!

Danke, wir können jeden Euro gebrauchen!

Warum hängt Dein Herz überhaupt so an Para-Volleyball? Wie bist Du Bundestrainer geworden?

In meinem Studium an der Sporthochschule war mein Schwerpunktfach Behindertensport und Rehabilitation, erst nach dem Studium bin ich zum Volleyball gekommen. 1983 haben wir mit der Sporthochschule eine Dienstreise nach Thessaloniki und Athen gemacht mit Prof. Dr. Kosel. Er war Lehrwart beim Behindertensportverband,mein Dozent an der Sporhochschule und hat mich angesprochen ob ich nicht die Volleyball Nationalmannschaft der Behinderten trainieren möchte. Ich habe zugesagt. Und das Ganze war so erfolgreich und hat so viel Spaß mit den Spielern gemacht, so dass ich dabei geblieben bin – jetzt schon über 35 Jahre.

Die Behinderten Nationalmannschaft 1983 (Quelle BDS)

Viel Spaß und Erfolg weiterhin!

Spielergesuch

Das Team der deutschen Beachvolleyball Nationalmannschaft der Behinderten sucht immer neue Spielerinnen und Spieler. Wenn ihr, Trainer und/ oder Schiedsrichter einen (auch nur leicht) behinderten Volleyballspieler/In seht, könnt ihr Euch einfach bei Bundestrainer Athanasios Papageorgiou per E-Mail melden und wer weiß: Vielleicht steht sie/ er auch bald für Deutschland auf dem Feld!

Ich habe immer alle Spieler geliebt

Ein paar Worte zu Deiner Trainerlaufbahn

Hand aufs Herz: Was findest Du sind Deine Stärken als Trainer?

Puuh, ich würde sagen zwei Sachen: Ich bereite mich immer optimal auf den Gegner vor. Heute bekommt jedes Team in der Bundesliga Videos der Gegner – damals war ich die Verteilerstelle. 9 von 12 Trainern haben mir ihre Videos geschickt – und ich habe sie weitergegeben. Spielbeobachtung war mir sehr wichtig. Der andere Punkt war mir gar nicht klar, das hat mir erst Dr. Paul Schmeing nach mehreren Jahren unserer Zusammenarbeit gesagt: „Weißt Du was ich von Dir als Trainer am meisten gelernt habe? Dass du alle 12 Spieler „geliebt“ hast.“ Ich habe also keine Unterschiede zwischen den Spielern gemacht. Egal ob sie gut oder schlecht waren. Alle waren im Training und neben den Platz gleich für mich.

Das ist aber ein riesen Kompliment an Dich

Ja, das stimmt. Mir war das selbst nicht klar. Er benutzt dieses Beispiel heute wenn er als Orthopäde Fortbildungen gibt.

Was ist Deine größte Schwäche als Trainer?

Eine schlechte Eigenschaft von mir ist, dass ich unfaires, unkollegiales Verhalten von Spielern nicht vergessen kann. Ich mache das dann nicht öffentlich, es bleibt aber immer im Hinterkopf.

Du hast schon viel erlebt. Kannst Du sagen welches Dein schönstes Spiel gewesen ist?

Puuh, da fallen mir 2 Spiele ein: 1987 habe ich das erste Mal als Trainer in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen gearbeitet. Vorher sind die meisten Spieler zu anderen Teams gewechselt so dass unser Team sehr schwach war. Trotzdem haben wir es in die Relegation um den Verbleib in der Bundesliga geschafft und sind nicht direkt abgestiegen. Wir haben dann in Osnabrück gegen die ehemalige Junioren-Nationalmannschaft und Osnabrück gespielt. Diese gewonnenen Spiele waren meine größten Erfolge. Wir waren eigentlich die schwächste Mannschaft.

Mein zweitgrößter Erfolg war unser Sieg und die Meisterschaft in der Alsterdorfer Halle in Hamburg. Der HSV war damals 120% Favorit auf die Meisterschaft. In Hamburg haben wir 1:3 verloren und bei uns 3:1 gewonnen. In deren Halle haben wir dann vor 4000 Zuschauern 2:0 geführt, dann hat Hamburg 2:2 ausgeglichen und 4:1 im Tie-Break geführt. Wir haben noch 15:12 gewonnen und sind deutscher Meister geworden.

Und welches war Deine größte Niederlage?

(lacht) Uhh, da muss ich nachdenken. Vielleicht mit den Behinderten 2004 in Mettmann wo wir das Halbfinale der WM gegen die Slowakei verloren haben. Wir lagen schon 2:0 vorne und einige Leute sind schon aus der Halle gegangen weil sie gedacht haben dass das Spiel schon vorbei ist – aber dann haben wir schlecht gespielt und verloren. Warum war das meine bitterste Niederlage? Weil fast alle behinderten Volleyballer und deren Familien aus ganz Deutschland dabei waren.

Athanasios Papageorgiou beim Beachtraining in Köln

Erinnerst Du Dich an eine Situation, bei der Du als Trainer einen Spieler individuell weiterentwickelt hast?

Ganz klar Frank Stutzke. Als ich Leverkusen übernommen habe war er nicht einmal Ersatzspieler. Und ich habe glücklicherweise erkannt dass er ein hervorragender Annahmespieler ist. So habe ich ihn gefördert so dass er es in eineinhalb Jahren in die Nationalmannschaft geschafft hat.

Dass du das noch im Kopf hast kann ich gut verstehen.

Der Libero ist schädlich für das Spiel

Papageorgiou über Regeländerungen und Entwicklungsmöglichkeiten im Volleyball

Was denkst Du über die vergangenen Regeländerungen im Hallenvolleyball?

Ich habe mir dazu ein paar Notizen gemacht. Zunächst die guten Änderungen: Die Rally-Point Zählweise und das Netzberühren des Aufschlags sind gelungene Änderungen. Sehr negative Regeländerungen sind aus meiner Sicht die Einführung des Liberos, und jetzt sogar von zwei Liberos. Warum? Durch den Einsatz des Liberos ist Volleyball viel viel ärmer geworden – in jeder Hinsicht. Zum einen in der Zusammensetzung der Mannschaften. Durch den Libero müssen die Mittelblocker diagonal zueinanderstehen, damit der Libero immer für einen der beiden auf dem Feld stehen kann. Das hat dazu geführt dass alle Teams von der Kreisliga bis zur Nationalmannschaft die gleichen Aufstellungen haben, fast die gleichen Taktiken, die Annahmeriegel sind alle gleich. Das ist sehr schade.

Statistisch hat der Libero die Annahme ein wenig verbessert. Dadurch ist der Durchschnitt der Ballwechseldauer weiter verringert worden – die Attraktivität von Volleyball sinkt.
Un der Weltverband hat nicht erkannt, dass der Libero schädlich für das Spiel ist. Auch weil in den Gremien keine Spezialisten sitzen, die sich mit der Struktur des Spiels auskennen. Solche Änderungen sollten zunächst in starken Ligen ausprobiert werden um den Effekt messen zu können.

Wenn du die Macht hättest an Hallenvolleyball etwas zu verändern: was wäre das?

Wenn ich die Macht hätte würde ich zwei einfache Änderung vornehmen um unseren Sport attraktiver zu machen:

Als erste Maßnahme würde ich den Liberoeinsatz nur für die Abwehr erlauben. Das würde es Trainern ermöglichen wieder mehr unterschiedliche Riegel und Strategien auszuprobieren. Sollte das nicht ausreichen um die Ballwechseldauer zu erhöhen würde ich als zweite Maßnahme dem Hinterfeldangreifer das Landen nach dem Angriff in der Vorderzone verbieten. Das schwächt die Angriffssituation weiter. Diese Änderung kostet nichts, nur drei Zeilen im Regelwerk.

Hast Du das schon einmal dem FIVB vorgeschlagen?

Beim FIVB sitzen teilweise Leute in Gremien, die die Arbeitssprache Englisch nicht sehr gut beherrschen. Ich habe einmal den Fall erlebt da hat ein Kommissionsmitglied seinen Dolmetscher mitgenommen damit er der Sitzung überhaupt folgen konnte. Der Verband kommt leider nicht auf uns Ausbilder oder auch Universitäts-Dozenten für Volleyball zu. Wir analysieren ja regelmäßig die Struktur des Spiels und könnten entsprechend Vorschläge zur Verbesserung machen. Ich erinnere mich noch an eine Regeländerung von 1986 in Paris, die es den Blockspielern erlaubte, den Aufschlag zu blockieren. Das wurde Gott sei Dank nach ein bis zwei Jahren wieder zurückgenommen. Im Sitzvolleyball gibt es diese Regel noch immer damit die K1-Situation weiterhin gestärkt bleibt. Wäre diese Regel im Sitzvolleyball geändert worden, würde es kein Spiel geben da der Aufschlag so dominant ist.

Das war deutlich vor meiner aktiven Zeit. Wie wurde die Regel von den Teams ausgenutzt?

Die Netzspieler haben zum Beispiel die linke Netzhälfte gegen aggressive Aufschläge abgedeckt und ein sehr guter Annahmespieler stand dann auf der anderen Feldhälfte. So war der Angriff aus der Annahme noch viel effektiver. An solchen Entscheidungen sieht man dass die Gremien der FIVB nicht mit den richtigen Fachleuten besetzt waren bzw. sind.

Coca Cola hat Einfluss auf die Entscheidungen genommen

Was sind Deine Gedanken zu den letzten Regeländerungen im Beachvolleyball?

Die Rally-Point Zählweise hat dem Spiel gutgetan. Ansonsten gilt in Beach und Halle dass der Angriff viel dominanter ist als die Abwehr. Meine erste Änderung wäre dass die Blockberührung – wie in der Halle auch – nicht als erste Ballberührung gilt. Dadurch wird der Gegenangriff ein wenig erleichtert. Zweitens ist die Verkleinerung des Feldes von 9x9m auf 8x8m eine schlechte Änderung gewesen. Warum? Anstatt 81m2 muss die Annahme nur 64m2 kontrollieren, dadurch steigt die Annahmequalität und die Ballwechseldauer sinkt auch hier. Messungen haben ergeben, dass die Verkleinerung des Feldes für den Angreifer weniger negative Konsequenzen hat. Stattdessen hat der Aufschläger bei dem kleineren Feld weniger Möglichkeiten den Aufschlag aggressiv aufzuschlagen.

Was würdest Du hier ändern?

Also, die grundsätzliche Entscheidung Beachvolleyball als 2 gegen 2 spielen zu lassen war damals schon keine gute Entscheidung.

Ich wusste nicht dass diese Entscheidung zur Diskussion gestanden hat.

Doch. Besser wäre das Spiel 3 gegen 3, wie wir in Europa in den 1980ern auf 7,5 x 7,5m gespielt haben. 2 gegen 2 wurde als Demonstrationsspiel bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und danach bei Olympia 1996 in Atlanta auch aus dem Grund übernommen, weil Coca Cola Sponsor der AVP war – und Coca Cola war auch Hauptsponsor der Olympischen Spiele. Sie haben bei der FIVB Einfluss auf die Entscheidung genommen. Zum damaligen Zeitpunkt hat sich der Weltverband noch nicht sonderlich intensiv mit Beachvolleyball auseinandergesetzt. Da waren die Amerikaner weiter. Nachdem Beachvolleyball olympisch geworden ist hat auch der FIVB den Wert erkannt.

Trainerlegende Athanasios Papageorgiou 1992 in Barcelona (Quelle BDS)

Krass

Ja. Das 3 gegen 3, wie jetzt zum Beispiel beim Snow Volleyball hat wunderbare Möglichkeiten: Mit 3 Universalisten, mit 2 Universalisten und einem Blocker oder Zuspieler oder Abwehrspieler spielen. Die Variationen der Teamzusammensetzung sind viel größer als heute, wo immer ein sehr großer Blockspieler mit einem kleineren Abwehrspieler zusammenspielt. Auch taktisch ergeben sich dadurch viel mehr Möglichkeiten. Und sicher wäre die Ballwechseldauer klar länger als beim 2 gegen 2.

Praktische Tipps aus Deiner Arbeit an Trainerkollegen

Hast Du eine Lieblingsübung die Du gerne machst und die immer gut ankommt?

Ich würde das gern allgemeiner beantworten.

Das habe ich mir fast gedacht (lacht)

Das Spiel 2 gegen 2 auf unterschiedlichen Feldgrößen ist perfekt für die Weiterentwicklung von Volleyballern und bietet die besten Trainingsmöglichkeiten. Wichtig für die Trainer: Die Sonderregeln müssen für das jeweilige Niveau angepasst werden.

Hattest Du schon mal einen krassen Konflikt mit einem Spieler? Wie wurde der gelöst und was hast Du daraus gelernt?

Uh, letztlich endete der Konflikt mit einem Rausschmiss. Grundsätzlich hatte ich sehr selten Probleme mit Spielern. Es gab aber einmal den Fall, da musste ich zwei wichtige Spieler aus meinem Team rauswerfen weil sie zu negativ zu allen anderen waren. Entscheidend ist dabei die Kommunikation. Wenn man etwas sagt, muss es die Wahrheit sein. Aber man muss nicht immer etwas sagen. Die Wahrheit kann man auch für sich behalten, als Schutz für den Spieler und die Mannschaft.

Wie stehst Du zu Hilfsmitteln im Training? Welche Hilfsfunktionen können Spieler selbst ausführen?

Alle Hilfsfunktionen sollten von Spielern und auch Spielerinnen übernommen werden. Wenn bei Frauen eine überragende Angreiferin bei den Gegnern ist, kann es sinnvoll sein einen Mann aus der Regionalliga oder zweiten Bundesliga diese imitieren zu lassen. Ich bin der Meinung dass man mit den eigenen Spielern alles umsetzen kann – es muss nur geübt werden. Stichwort Hilfsmittel: Wenn z.B. die Sprungaufschläge des Gegners viel besser sind als die eigenen, kann man einen Kasten in die Mitte des Spielfeldes stellen und benutzen. Möchte man etwas vom Gegner imitieren und kann es nicht aus eigener Kraft, kann man etwas erfinden. So etwas wie Aufschlagballmaschinen finde ich nicht empfehlenswert denn Annahmetraining heißt ja auch Aufschlagtraining

Wenn wir Fußballer wären würde ich sofort sagen: Werdet Trainer.

Was ist das Tolle am Volleyballtrainer sein?

Man muss dazu geboren sein mit Menschen zu arbeiten, das kann nicht jeder. Das schöne ist, dass man mit jungen und auch älteren Menschen arbeiten kann. Das ist für mich das Wichtigste. Entscheidend ist auch, sich selbst verwirklichen zu können.

Was spricht für Dich dagegen, Volleyballtrainer zu werden?

Uhh, ich bin hier tatsächlich ein wenig kritisch. Leider ist die Chance als Volleyballtrainer eine Familie ernähren zu können sehr schwer, es gibt ja nur ca. 50 Trainer in Deutschland die davon gut leben können – dies aber auch nur für unbestimmte Zeit. Deshalb würde ich zum Beispiel Studierenden sagen, dass sie auf jeden Fall noch ein zweites Fach studieren- oder/ und ein zweites Standbein haben sollten. Zudem sollten interessierte Trainer die A-Lizenz machen um die Chance zu haben auf höchstem Niveau arbeiten zu können.

Wenn wir Fußballer wären würde ich sofort sagen: Werde Trainer. Im Fußball gibt es so viele Möglichkeiten zu arbeiten und Geld zu verdienen. Das ist meine ehrliche Meinung. Ehemalige Studenten haben sich dafür nach vielen Jahren bei mir bedankt. Meinem Sohn habe ich das Diplom-Sportstudium mit Nachdruck nicht empfohlen weil die Aussicht auf Arbeit schwierig ist. Jetzt ist er glücklich als Arzt auf Rhodos.

Was hast Du noch für berufliche Ziele für die nächsten 50 Jahre?

(lacht) Als 76-jähriger habe ich keine weiteren Ambitionen mehr. Ich freue mich aber immer von ehemaligen Studierenden wie Dir zu hören oder zu lesen, die dem Volleyball weiter verbunden sind und an dessen Weiterentwicklung mitarbeiten. Ich möchte sehr gerne weiter bei Lehrgängen der FIVB, CEV und nationalen Verbänden mitarbeiten. Genauso gerne bin ich noch Zweitprüfer der schriftlichen Arbeiten bei der A-Trainerausbildung.

Athanasios Papageorgiou auf einem Trainerlehrgang in Botswana (FIVB)

Welcher Job würde Dich noch reizen?

Keiner. Warum? Es gibt sicher viele interessante Positionen, aber ich finde, dass junge Menschen die Chance haben müssen Dinge zu gestalten. Dafür stehe ich gerne mir Rat zur Seite, wenn meine Hilfe erwünscht ist. Ich muss aber nicht mehr selber den Job machen.

Atha, vielen Dank für das Interview. VolleyballFREAK wünscht Deinem Team und Dir für die Zukunft alles Gute und viel Spaß und Erfolg bei Deinen nächsten Spielen.

Vielen Dank. Glück können wir gut gebrauchen.

Das Interview führte VolleyballFREAK Redakteur Tobias Goerlich. Tobias und Atha haben eine gemeinsame Vergangenheit. Papageorgiou war an der Sporthochschule sein Dozent, Tobias hat diverse Kurse bei ihm absolviert.

Bereits kurze Zeit nach dem Start des Blogs in 2014 schreibt Tobias regelmäßig für den VolleyballFREAK. Mehr zu Tobias hier

* Angaben gemäß Meyer&Meyer Verlag

Bücher von Athanasios Papageorgiou

Wenn ihr mehr von Athanasios Papageorgiou lesen wollt, können wir euch seine Bücher ans Herz legen:

Letzte Aktualisierung am 22.11.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API