In meinen Artikel “Jugendspieler – chillst du noch oder spielst du schon?!” hatte ich eine 2 teilige Artikelserie über Jugendspieler angekündigt. Diese möchte ich mit diesem Artikel fortführen. Da ich selber kein Trainer bin, habe ich mir hierfür kompetente Verstärkung in den Blog geholt. Oliver Wagner, Volleyballtrainer mit langjähriger Erfahrung und Blogger auf http://www.volleyblog.net, hat zum Thema “Motivation und Integration von Jugendspielern” einen Gastartikel geschrieben, welchen ich euch nicht länger vorenthalten möchte.
Viel Spaß!
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Steffen bat mich, einen Gastbeitrag über eine optimale Integration und Motivation von Kindern und Jugendlichen zu schreiben. In der Tat habe ich mich mit dem Thema Motivation recht intensiv beschäftigt und dabei (zumindest für mich) recht Überraschendes heraus gefunden. Mit der Motivation ist es nämlich ganz anders als wir denken. Um es vorweg zu nehmen: Wer das Motivationsproblem gelöst hat, muss sich um die Integration keine Sorgen mehr machen.
Das mit dem Motivieren ist so eine Sache. So richtig gut können sich Athleten – egal ob jung oder alt – nur entwickeln, wenn sie eine sehr hohe Eigenmotivation (wir sprechen von der intrinsischen Motivation) mitbringen. Ist der Trainer der Motivator (extrinsische Motivation), dann wird er eher zum Dompteur. Er erzwingt oder fördert durch Bestrafung oder Belohnung eine Verhaltensänderung. Und die Puppen tanzen. Doch als Trainer wollen wir eigentlich etwas ganz anderes: Wir wollen die Haltung statt das Verhalten unserer Sportler verändern. Und dies ist gar nicht so leicht, da wir damit gegen bereits ziemlich stark Eingeübtes angehen müssen.
Denn die meisten Gesellschaften, zumindest die, die ich so kenne, unterliegen einem großen Irrtum. Sie glauben, dass mit Belohnung oder Bestrafung Menschen zu motivieren seien und setzen dieses System praktisch überall ein. In der Wirtschaft, in der Schule… Die Wissenschaft hat aber bereits vor Jahrzehnten nachgewiesen, dass das Modell von Zuckerbrot und Peitsche nur bei einfachen, linearen Aufgaben funktioniert. Ein Fließbandarbeiter ist in der Tat für eine Belohnung (oder um eine angedrohte Strafe zu vermeiden), schneller, wenn er seine einfache Tätigkeit ausführt. Doch für komplexe Aufgaben funktioniert dieses Modell bestenfalls nicht, oft aber verschlechtern sich die Ergebnisse sogar.
Für Volleyball mit seinen sehr komplexen Spielsituationen und anspruchsvollen Bewegungen bedeutet dies, dass Belohnung oder Bestrafung gar nicht funktionieren können, unter Umständen blockieren sie unsere Athleten sogar. Wir können unsere Kinder und Jugendlichen also nicht zu dem motivieren, was wir von ihnen wollen: mit Begeisterung den Sport zu erlernen. Denn nur mit echter Begeisterung kann wirkliches Lernen stattfinden.
Können wir Trainer dann überhaupt etwas tun, was den Kindern und Jugendlichen hilft? Ganz bestimmt. Wir müssen eine Atmosphäre schaffen, in der Freude und echte Begeisterung möglich sind, in der sich unsere Athleten mit dem Sport und dem Team identifizieren können. Wie das geht? Zunächst einmal müssen wir selbst begeistert sein, von dem, was wir da tun. Ein Trainer, der unsicher ist, ob er überhaupt mit dieser Gruppe arbeiten will, der wirkt weder einladend noch als gutes Vorbild für seine Athleten. Wir brauchen (jeder auf seine eigene Art und Weise) ein Verhalten, dass die Spieler dazu einlädt sich zu entwickeln. Dazu gehört es zum Beispiel auch, Fehler nicht nur zuzulassen, sondern geradezu herauszufordern. Denn: Ohne ein Ausprobieren (von Techniken und Taktiken) und die Bereitschaft dabei etwas Neues zu testen und „falsch“ zu liegen, kann es keinen Lernfortschritt geben. Je mehr die Spieler mit Hilfestellungen „herumspielen“ desto eher kommen Begeisterung und echtes Lernen.
Und wer eine solche Atmosphäre in seiner Trainingsgruppe geschaffen hat, der muss sich um die Integration seiner Athleten in den Verein keine Sorgen mehr machen. Die sind schon mitten drin.
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Herzlichen Dank an Oliver für diesen tollen Gastbeitrag. Wie geht Ihr mit Jugendspielern im Verein um? Wie schafft Ihr es diese zu Motivieren und Integrieren? Schreibt Eure Erfahrungen und Tipps einfach unten in die Kommentare. Wenn auch Ihr ein VolleyballFREAK seit und ein interessantes Volleyballthema habt, über das Ihr in meinen Blog schreiben wollt, könnt Ihr mich gerne per E-Mail info@volleyballfreak.de kontaktieren.
Kay
Jun 1, 2015 -
Leider sehe ich das mit der Integration von Jugendspielern etwas anders… Und zwar aus der Perspektive einer Jugendspielerin, die in der Damenmannschaft mitspielt. Denn im Artikel heißt es, dass wenn die Motivation einmal gelungen ist, die Integration kein Problem ist. Das ist vielleicht aus Sicht eines Trainers der Fall. Für eine Jugendspielerin, die mit teilweise doppelt so alten Mitspielerinnen in einem Team spielt, sieht das aber anders aus. Selbst, wenn man bei jedem Training und Spiel dabei ist und immer sein bestes gibt, ändert es nichts daran, dass man aus Sicht der älteren Mitspielerinnen irgendwie die Kleine bleibt. Schade, dass der Artikel das nicht berücksichtigt und Tipps gibt, denn die Integration von Jugendspielern enthält auch immer diese Schwierigkeiten…