Dieser Artikel ist die Fortsetzung von Stress, Ärger, Konflikte und Probleme: Spannungen im Team – und was man dagegen tun kann Teil 1. Los geht’s!

Probleme im Team: Ursachen und deren Lösungen ( und Ansätze)

Immer wenn mehr als ein Mensch in einem Raum ist, können Spannungen entstehen. In einer Mannschaft, die unter Druck steht oder emotionale Erlebnisse zusammen durchlebt, gilt dies natürlich umso mehr. Ein Team besteht aus vielen unterschiedlichen Charakteren (was auch gut so ist), nur gilt es, diese zu einem funktionierenden Kollektiv zu bündeln. An dieser Stelle möchte ich auf häufige Konflikte in einem Team eingehen und beschreiben, wie man diese Probleme in den Griff bekommen kann.**

Organisatorische Probleme in Teams

Unpünktlichkeit

  • Wer kennt das nicht? Häufig bauen immer die selben Spieler das Netz auf, Abfahrtzeiten bei Auswärtsspielen verschieben sich und machen künstlich Stress, weil Spieler zu spät zu Treffpunkten kommen und durch schlechtes Zeitmanagement glänzen
    • Weist Spieler auf ihr unsoziales Verhalten klar, offen und beim ersten Mal hin. In Teams muss man sich auf und neben dem Feld aufeinander verlassen können. Ausreden wie „Ich bin immer zu spät, das ist bei mir so“ gelten nicht. Bei massiven oder dauerhaften Verspätungen können auch Strafen (je nach Team Zahlungen in die Teamkasse/ Einführung einer Dollarlist) oder auch Strafen wie Laufeinheiten Besserung bringen.

Aufgabenverteilung

Auch ein Klassiker, der für Spannungen in Teams sorgt: Einige Schultern tragen die meisten Lasten, während sich andere vornehm zurück halten. In Teams gibt es zig Aufgaben, die mit vielen helfenden Händen schnell erledigt sind (Viele Hände – schnelles Ende!), wie

  • Materialien parat haben (Trikots, Volleybälle, Netze, weitere Utensilien)
  • Schreiben und Pfeifen
  • Fahren
  • Getränke besorgen
  • Spielberichte schreiben
  • Homepage/ Facebook pflegen
  • Kassenwart
  • Kapitän
  • Mannschaftsverantwortlicher (Kontakt mit anderen Teams, Spielverlegungen..)
  • Partyorga
  • Turnierorga
  • Beachplatz pflege
  • Heimhalle für Spieltage präparieren
  • Cafeteria befüllen und organisieren
  •  uvm…
    • Hier sollte sich jeder Spieler gemäß seiner Stärken einbringen. Verbindliche Listen helfen oft weiter. Verteilt am besten vor der Saison alle Aufgaben. Die meisten Jobs sollten doppelt besetzt sein, falls ein Spieler einmal ausfällt.

Menschliche Probleme zwischen Spielern

Probleme zwischen einzelnen Spielern können viele Gründe haben…

  • Konkurrenzkampf um eine Position
  • Spieler sind sehr extrovertiert oder haben einen „schwierigen“ Charakter
  • Spieler fühlen sich nicht ernst genommen und respektiert
  • Unverständnis für Fehler/ mangelndes Talent anderer Spieler
  • Spieler fühlen sich in ihrer Rolle nicht wohl: Kapitän ist nicht anerkannt, Spieler haben Führungsanspruch – können diesen aber nicht erfüllen (oder auch umgekehrt)
  • „die Nase passt nicht“/ persönliche Eitelkeiten
  • Fremdenhass -> Habe ich zum Glück noch nie erleben müssen!
  • Mobbing
    • Auch hier gilt es wieder, Respekt vor der Persönlichkeit des Gegenübers zu haben und sich selbst zu reflektieren: Stimmt die eigene Wahrnehmung? Am besten mit unabhängigen Personen im Mannschaftsumfeld austauschen
    • bei massiven Problemen wie dem Gefühl, gemobbt zu werden auf jeden Fall reagieren und mit dem Trainer sprechen. Volleyball ist in der Regel ein Hobby und muss Spaß machen. Häufig geht Mobbing von starken Spielerpersönlichkeiten aus, die sich ihrer Rolle im Team sicher sind. Das kann Gespräche nicht leicht machen. Aber sie müssen sein.

Negativer Stress an Spieltagen

Neben organisatorischen Problemen an Spieltagen (wie oben beschrieben) kann es aber auch viele weitere Probleme bei Spielen geben:

  • Saisonziel vs Sozialwechsel: Ist das klare Ziel, aufzusteigen, gelingt dies häufig, in dem die besten Spieler mehr spielen als andere. Ist dies vor der Saison so klar definiert worden, muss man als Bankspieler das Beste aus seiner Situation machen und dem Team von außen helfen – und auf seine Chance „lauern“. In einer Saison ergeben sich immer Chancen, spätestens durch Krankheiten oder andere Ausfälle, oder auch bei Testspielen, Pokalspielen oder Turnieren, sich zu beweisen. Fühlt ihr Euch falsch in Euer Leistung eingeschätzt, sucht das Gespräch und fragt Euren Trainer, was ihr tun müsst um mehr zu spielen. Dann könnt ihr besser am Ausmerzen Eurer Defizite arbeiten.
  • Die Leistung Eures Teams ist sehr schwankend: Wer kennt das nicht? Das Spiel läuft super, ihr versenkt jeden Ball und holt gefühlt jeden Angriff des Gegners im Block runter – und die Stimmung kocht. Aber dann: Zwei, drei Fehler und es wird ruhig oder Spieler beginnen sogar, sich zu streiten – und schon ist das Spiel gekippt. Das dürfte schon jeder Volleyballer erlebt haben. Gerade in schwierigen Spielsituationen gilt es, sich als Team zu beweisen und zusammen zu halten. Nur dann können solche Situationen zusammen durchgestanden werden – und das Spiel zurück gedreht werden. Gelingt dies, zeugt das für einen guten Teamzusammenhalt und Euer Team geht gestärkt aus der Situation hervor. Häufig passiert so ein Kippen von Spielen, wenn Führungsspieler Probleme auf dem Feld bekommen. Das psychologische Phänomen was hinter diesem Vorgang steckt, nennet sich „soziale Ansteckung“: Hier wird davon ausgegangen, dass sich die „normalen“ Teammitglieder von der Schwäche ihres Führungsspielers anstecken lassen…
    • Gerade wenn offene Konflikte auf dem Spielfeld entstehen, muss schnell reagiert werden: Im Optimalfall können Mitspieler oder auch der Kapitän den Streit schlichten. Gelingt dies nicht, muss der Trainer eingreifen, zur Not auch einen der Spieler vom Feld nehmen. Reagiert der Trainer nicht, versuchen häufig Spieler, dieses Verhalten zu kompensieren, was weitere Probleme nach sich ziehen kann.

Spieler kommen mit „Restalkohol“ zu Spielen: Generell: In einigen Teams mag dies normal sein, je nach Zielen und Absprachen ist dies aber ein absolutes no-go! Spätestens wenn der Spieler „Ausfallerscheinungen“ hat, darf er, um sich oder andere nicht zu gefährden, natürlich nicht eingesetzt werden.

  • Wir spielen alle aus Spaß, die wenigsten verdienen ihr Geld mit Volleyball. Dennoch sollte klar sein: Was möchte ein Team erreichen, und auf welchem Wege? Ist das Ziel „Aufstieg“, egal in welche Klasse ausgegeben, sollte klar sein, dass die Trainingsbeteiligung hoch ist, und man fit, ausgeschlafen und motiviert zum Spiel kommt

Negativer Stress im Training

Je nach Niveau trifft man sich ein bis fünf Mal pro Woche um gemeinsam den besten Sport der Welt zu betreiben. Diese Trainings werden nie immer gleich gut ablaufen, hier Ursachen für Probleme im Training:

  • Organisatorische Probleme wie weiter oben beschrieben
  • Spieler kommen schon gestresst von Arbeit, Schule, Familie oder Uni in die Halle: Gebt Spielern durch Rituale die Möglichkeit, in der Halle „anzukommen“. Dies mag gemeinsames Fußball spielen sein, ein gemeinsamer Kraftzirkel oder auch zunächst ein paar Minuten quatschen.
  • Cliquen-/ Grüppchen-Bildung: Dass man sich mit einigen Spielern besser als mit anderen versteht, ist völlig normal. Wenn es aber zu Konflikten zwischen Blöcken oder einzelnen Mannschaftsteilen kommt, muss man Lösungen finden. Mögliche Blöcke können seinen…
    • die „alten Hasen“
    • Spieler aus einer Fahrgemeinschaft/ Wohngegend
    • Spieler aus einer Schule/ Uni/ Firma
    • „A-Spieler“ vs. „B-Spieler“
      • Sorgt als Trainer dafür, dass sich immer in unterschiedlichen Gruppen und Teams eingespielt wird. Gemeinsame Zeit als Team nach Trainings, Spieltagen oder auch bei weiteren Events (gemeinsam was essen, trinken, Team-building-Maßnahmen…) helfen ebenso
  • die Trainingsbeteiligung ist mies: Wenig ist unmotivierender für Spieler und Trainers als dauerhaft mit wenigen Leuten zu trainieren obwohl der Kader eigentlich seht groß ist.
    • Was sind die Gründe für die schlechte Beteiligung?
    • Sind es echte oder vorgeschobene Gründe?
    • Muss der Trainingsinhalt überdacht werden?
    • Muss der Kader weiter vergrößert werden?
    • Können Sanktionen helfen, die Beteiligung zu steigern?

Probleme mit dem Trainer

Der Trainerjob ist ohne Frage kein einfacher: Viele verschiedene Aufgaben, hoher Zeiteinsatz, meistens geringe finanzielle Anreize – und es dann noch schaffen, alle Spieler bei Laune zu halten. Aber was tun, wenn es Probleme mit dem Trainer gibt?

  • Tauscht Euch mit Eurem Trainer aus (loben nicht vergessen), weitere Kritik trifft so auf fruchtbareren Boden. Lasst Zeit und beobachtet, ob Defizite behoben werden, andernfalls sucht weitere Gespräche
  • die Rollen sind unklar?: Euer Trainer ist nicht Euer Freund! Er muss (schwierige) Entscheidungen treffen, kann nur 6 Spieler aus seinem Kader aufstellen, das heißt, er muss weitere Spieler „enttäuschen“. Dies gelingt besser mit einer „professionellen Distanz“.
  • Euer Trainer bevorzugt/ benachteiligt einige Spieler: Fragt nach, warum Euer Trainer bestimmte Entscheidungen trifft. Macht dies so, dass er sich nicht „auf den Schlipps getreten“ fühlen muss. Die Entscheidungen liegen natürlich bei ihm, aber Feedback einholen sollte auf jeden Fall möglich sein.
  • (mangelnde) Spielanteile: die „Mutter“ aller Probleme. Je nach Saison-Ziel spielen nur die besten Spieler. Seid ihr dies nicht, fragt offen nach, was ihr tun müsst, um mehr zu spielen.
  • fehlende klare Ansagen: Kommunikation ist wichtig. Tut sich Euer Trainer damit schwer, kann es zu unklaren Situationen kommen. Fordert Feedback und Einschätzungen offen ein.

Generell gilt für Trainer: Seid immer für Eure Spieler ansprechbar: Je mehr ihr mit Euren Spielern sprecht, desto besser könnt ihr sie einschätzen – und sie Euch. Fragt nach, ob zu Hause oder bei der Arbeit alles rund läuft. Häufig klären sich dann Situationen von ganz alleine…

Lösungsansätze für Konflikte in Teams

Viele potentielle Probleme habe ich schon beschrieben, an dieser Stelle noch einmal Möglichkeiten zur Lösung:

  • führt eine Mannschaftssitzung (mit oder ohne Trainer) durch um Euch auszutauschen. Macht euch am besten im Vorfeld Gedanken zur Struktur eures „Krisengesprächs“, gebt Euch eine Agenda, damit ihr eine Gesprächsstruktur habt. an der ihr euch entlanghangelt – sonst dreht man sich schnell im Kreis. Räumt jedem Spieler/ Trainer Gesprächszeit ein. Holt Euch bei erwartet-schweren Gesprächen eine unabhängige Person von außen dazu
  • führt Einzel- oder auch 6-Augen-Gespräche zur Klärung von individuellen Problemen
  • wollt ihr als Team weiter Zusammenwachsen, helfen bestens Team-building-Maßnahmen (ein ausführlicher Artikel hierzu stelle ich bald online!)
  • Mental Coaching: Bei hartnäckigen Problemen innerhalb des Teams holt Euch Hilfe von Profis
  • Kommunikation ist die Mutter aller Lösungen. Aussitzen bringt nichts, sondern wird Probleme eher noch verschlimmern. Teams müssen kompromissfähig sein, Egoshooter gewinnen keine Spiele.
  • Das Zauberwort heißt Konsequenz! In Teams sollte es klare Regeln und Grenzen geben, an die sich alle halten. Formuliert Erwartungen und Regeln bei Verstößen. Das kann zu Beginn anstrengend sein, wird sich aber auf Dauer bezahlt machen. Haltet durch!
  • Zumindest in einigen Bereichen sollten Teams mitentscheiden können, dies fördert den Teamgeist. Gemeinsam formulierte Ziele werden eher erreicht als von außen bestimmte Ziele. Die grobe Richtung sollten aber Trainer oder Vereine vorgeben.

Ultima Ratio: Die letzte Lösungsmöglichkeit – die Reißleine ziehen und getrennte Wege gehen

Ist gesprochen worden, und sind weitere Maßnahmen ins Leere gelaufen, kann manchmal auch die beste Lösung sein, getrennte Wege zu gehen. Auch hier ist es wichtig, klar und offen zu sprechen und keine „hinter-den-Rücken“-Entscheidungen im stillen Kämmerlein zu treffen. Da Spieler in der Regel zahlende Mitglieder sind, ist ein Rauswurf nicht immer leicht, aber zumindest der Ausschluss aus einem Team ist möglich. Soll der Trainer vor die Tür gesetzt werden, beachtet einige Dinge:

  • Sprecht etwaige Defizite oder Wünsche euerseits im Vorfeld offen an und gebt auch die Chance, das sich der Trainer verändern kann
  • bevor ihr euch auf Trainersuche begebt, sprecht vorher offen. Nichts ist peinlicher und unangenehmer, als von solchen Dingen „hinter dem Rücken“ zu erfahren
  • sprecht vorher mit eurer Abteilungsleitung/ Vereinsführung und holt euch das „go“ für mögliche Veränderungen
  • denkt dran, dass die Suche nach einem adäquaten Trainer häufig schwer ist und vieles passen muss (sportliche, organisatorische und finanzielle Aspekte)
  • liebäugelt ihr mit einer Spielertrainer-Option, sprecht vorher klar die Rollen ab.
  • auch ein Trainerwechsel ist kein Allheilmittel und bedeutet ein gewisses Risiko, wägt also gut ab!

FAZIT vom VolleyballFREAK

Generell gilt: Seid ihr ein unkompliziertes Team, was sich ein mal pro Woche zum „Klickern“ trifft, sind viele angesprochene Punkte für Euch wahrscheinlich nicht relevant. In vielen Teams oder generell sozialen Gruppen sind klare Regeln aber oft hilfreich, um gut miteinander aus zu kommen.

Habt ihr weitere gute Tipps, wie ihr mit Stress innerhalb des Teams zwischen Spielern oder auch mit dem Trainer umgeht? Hinterlasst mir einfach einen Kommentar. Ich freue mich auf eine rege Diskussion,

Euer VolleyballFREAK Steffen

* im Englischen gibt es auch die positivere Übersetzung „Together Everyone Achieves More“ = Zusammen erreichen wir mehr…

**Alle Tipps und Anregungen zum Vermeiden von Konflikten sowie dem Umgang damit habe ich von meinem jetzigen und vergangenen Trainern mitbekommen sowie aus meinem Umfeld erfahren.