Beim Volleyball befinden sich 12 Spieler auf dem Feld. Durch die Schnelligkeit des Sport und die hohe Anzahl an Spielern auf dem kleinen Feld (18m x 9m) entsteht eine sehr starke Dynamik. Viele verschiedene Aktionen wie Aufschlag, Annahme, Zuspiel und Angriff/Block wechseln sich in kürzester Zeit ab. Somit ist diese Sportart sehr anspruchsvoll für einen Fotografen. Die Ausrüstung wird oft belächelt, aber für den Sportfotografen ist sie sehr vielfältig. Je nachdem was er fotografieren möchte. Für klassische Bilder reicht eine einfachere Ausrüstung aus, für ungewöhnliche und anspruchsvolle Bilder sollte es schon professionelles Equipment sein.


Das Foto zeigt Volleyball Fotograf Gerold Rebsch (links) mit Beachvolleyball-Profi Lars Flüggen.

Gastautor und Volleyball-Fotograf Gerold Rebsch (links) mit Beachvolleyballer Lars Flüggen (Foto: Nicol Marschall)

Zum Gastautor Gerold Rebsch: Gerold Rebsch hat gehört zu den besten deutschen Fotografen im Volleyball und Beachvolleyball. Seit Jahren ist er bei Volleyball-Großevents wie Bundesliga Spielen, Auftritten unserer Nationalmannschaften, die Deutschen Beachvolleyball Meisterschaften am Timmendorfer Strand oder das Beachline Festival dabei. Wenn ihr ihn auf einem Event entdeckt, dürft ihr euch immer auf tolle Fotos freuen. Stöbert gerne auf seiner Webseite www.beachpics.de, vielleicht hat er euch ja auch schonmal abgelichtet.


Die folgenden Tipps sollen dem Fotografen helfen, gute Ergebnisse zu erhalten. Für absolute Einsteiger ist der Artikel ebenfalls gut geeignet, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es folgen zuerst Tipps zu technischen Details wie Kamera und Objektiven, danach geht es um die Bildgestaltung.
Beginnen wir mit der Kamera:

1. Kamera

Es gibt verschiedene Modelle. Sportfotografen verwenden meist Kameras von den Herstellern Canon oder Nikon. Die Wahl eines Herstellers ist Geschmacksache. Wesentliche Vorteile eines System gibt es nicht. Es sollte aber trotzdem eine Spiegelreflexkamera sein, weil sie einfach besser im Autofokus gegenüber spiegellosen Kameras ist. Mein Favorit ist immer noch Canon, weil ich mit dem Handling aufgewachsen bin und bereits diverse Objektive habe, so dass ich weiterhin bei Canon bleibe.

Sensorgröße

Es gibt verschiedene Sensorgrößen von Vollformat bis Four-Thirds. Profikameras verwenden meist einen Vollformatsensor bzw. Kleinbildsensor, aber auch APS-H-Sensoren. Semiprofessionelle Kameras und Einsteigermodelle bevorzugen eher den APS-C-Sensor. Die sind bei der Anschaffung günstiger.
Um ein besseres Verständnis für die Sensorgrößen zu bekommen, zähle ich sie mit ihren Abmessungen auf.

  • Vollformatsensor/Kleinbild: 36×24 mm
  • APS-H: 23,7×15,6 mm
  • APS-C: 22,2×14,8 mm
  • Four-Thirds: 17,3×13,0 mm

APS-C-Sensoren haben heutzutage die gleiche Megapixelzahl wie Vollformatsensoren. Was erst mal gut klingt, hat aber einen Nachteil. Gleiche Pixalanzahl auf kleinerer Größe bedeutet die Pixel sind viel kleiner, somit haben die APS-C-Sensoren ein höheres Rauschverhalten. Dies wird besonders schnell deutlich, wenn die ISO-Werte angehoben werden. APS-C-Sensoren besitzen noch einen Cropfaktor von 1,6 gegenüber Vollformatsensoren. Die Brennweite des Objektives wird um diesen Faktor verlängert, was in der Halle zum Vorteil genutzt werden kann, denn das fotgrafierende Objekt wird um 1,6 vergrößert.

Bildfrequenz

Die Serienbildfunktion ist eine tolle Sache, um den richtigen Moment einzufangen. Die Bildfrequenz variiert von Kameragehäuse entscheidend. Während einige Modelle nur 3 Bilder pro Sekunde schaffen, erreichen Profimodelle bis zu 14 Bildern. Die Serienbildfunktion kann beim Volleyball aber auch hinderlich sein, denn Volleyball ist eine sehr schnelle Sportart und da reicht eine schnelle Bildfrequenz manchmal nicht aus. Somit kann ein gutes Timing für den entscheidenen Moment die fehlende Serienbildfunktion kompensieren. Zusätzlich muss die Kamera samt Speicherkarte auch die anfallenden hohen Daten schnell verarbeiten können. Eine langsame Karte kann eine schnelle Kamera ausbremsen und die theoretische Bildfrequenz wird praktisch nicht erreicht.

Blitz

Der interne Blitz wird in den seltensten Fällen benutzt, weil er auf die Entfernung wirkungslos ist. Abstand zum Feld meist mindestens 5m. Aus diesem Grund sollte lieber ein externer Blitz verwendet werden, aber auch nur in den Auszeiten oder nach dem Spiel. Fotografen verhalten sich unauffällig und stören nicht den Spielverlauf. Ich nutze den Blitz nur für das MVP-Bild. Vor dem Spiel oder während der Auszeit nutze ich nur das Infrarot. Damit wird beim Auslösen optimal fokussiert, nur der Blitz wird nicht ausgelöst.

Speicherkarten

Profikameras nutzen da meist Compact Flash-Karten (CF-Karten). Neue Kameramodelle wie die Canon 7D Mark II haben zwei Karten-Slots, einen für CF-Karten und einen zweiten für SD-Karten. Da SD-Karten erschwinglicher sind, kannst du auch einen CF-SD-Karten-Adapter verwenden.
Wie bereits angesprochen, Speicherkarten sollten schnell sein und eine ausreichende Größe haben. Mit der Serienbildfunktion fallen viele Bilder an, die später nicht verwendet werden. Besonders wichtig ist auch die Schreibgeschwindigkeit der Karte, damit die Anzahl der Serienbilder auch optimal genutzt werden kann. Ich würde da eine Schreibrate von mindestens 90 MB/s empfehlen. Ich bin mit den Karten von SanDisk sehr zufrieden und verwende stets Extreme Pro. Mit der Zeit hat sich da die Schreibgeschwindigkeit immer verbessert. Deswegen: Je höher die Schreibgeschwindigkeit desto besser, aber dementsprechend teurer werden die Karten.

Das Foto zeigt einen Volleyball Fotografen mit einer hochwertigen Canon Fotokamera.

Gute Bilder gibt es nur mit dem richtigen Kamera Equipment

2. Objektive

Wie bei der Kamera gibt es auch verschiedene Objektive, die sich in Preis und Leistung unterscheiden. Es gibt Teleobjektive für Naheinstellung, Weitwinkelobjektive für Übersichten und einen weiteren Unterschied gibt es zwischen Zoomobjektiven und Festbrennweiten. Im folgenden Punkt wird auf technische Details eingegangen und deren Auswirkung in der Bildgestaltung später erläutert.

Tele-Objektive

Da gibt es enorme Auswahl und die Preisgrenze ist nach oben offen. Für den normalen Fotografen ist ein 70-200 mm Teleobjektiv völlig ausreichend. Selbst da gibt es preisliche Unterschiede, welche in der maximalen Blendenöffnung liegen. Volleyballhallen sind im allgemeinen sehr dunkel und somit sollte es schon eine 2,8 Blende am Objektiv sein. Dieses Objektiv ist teurer als das 4,0. Mit geringer Blendenzahl wird eine kürzere Verschlusszeit erreicht und die Bewegungsunschärfe wird dadurch reduziert. Bei einer offeneren Blende funktioniert der Autofokus auch besser, weil er mehr Licht zum Berechnen der Entfernung hat. Außerdem muss der ISO-Wert nicht zu hoch eingestellt werden, um einer besser Verschlusszeit zu erreichen. Damit sinkt auch das Bildrauschen.

Weitwinkel:

Weitwinkel Objektive sorgen für mehr Dynamik und Dramatik. Sie sind sehr gut geeignet für einen Überblick. Durch Weitwinkelobjektive wird die Wirklichkeit sehr verzerrt dargestellt. Technisch kann es passieren, dass das Bild am Rand sehr stark verzeichnet wird und bei günstigen Objektiven gibt es auch Verzeichnungen im Bild, welche durch Farbverschiebungen sichtbar werden.

Festbrennweiten

Durch den Aufbau der Objektive erlauben Festbrennweiten meist eine geringe Blendenzahl. Sie sind damit lichtstärker. Beim Volleyball ist ein sehr gutes Objektiv, das 85 mm 1,8. Es bietet schnelleren Autofokus und eine bessere optische Leistung, besonders in dunklen Hallen lassen sich gute Ergebnisse erzielen.

Autofokusgeschwindigkeit

Die Geschwindigkeit hängt von den Lichtverhältnissen und der Blende ab. Ist durch die gewählte Blende die Halle zu dunkel, findet der Autofokus keinen Punkt zum Fokussieren. Ist aber durch eine offene Blende die Helligkeit ausreichend, kann es passieren, dass durch die geringe Tiefenschärfe der Autofokus einfach sehr lange braucht um den optimalen Schärfenpunkt zu finden. Wie überall ist es wieder ein Kompromiss, den der Fotograf finden muss. In der Nachbearbeitung kann zwar die Helligkeit angehoben werden, aber damit wird auch das Rauschen stark angehoben.

Bildstabilisatoren

Ist im Prinzip nicht von Nöten, da die Verschlusszeiten sehr gering sind. Ein Einfrieren der Aktion ist bereits ab 1/500s Verschlusszeit möglich, kürzer ist natürlich immer besser. Bei 1/500s wird, durch die hohe Geschwindigkeit des Balles, dieser nicht vollständig scharf dargestellt. Hilfreich kann der Bildstabilastor aber bei wenig bewegten Objekten sein, wie zum Beispiel der Trainer, die Ersatzbank oder Zuschauer auf der dunkleren Tribüne.

Zusatzequipment

Das Zusatzequipment kann sehr hilfreich sein, muss aber nicht verwendet werden.
Eine Sitzgelegenheit ist hilfreich um andere Perspektiven zu erhalten. Ständiges Knien ist auf Dauer auch anstrengend. Auch das Halten der Kamera kann auf Dauer die Muskeln ermüden und ein geringes Wackeln verursachen. Um eine schnelle Ermüdung zu verhindern, empfiehlt sich ein Einbein-Stativ. Bei großen Objektiven ist es aber Pflicht, aufgrund der Gewichtsverlagerung.
Das sind nun die technischen Voraussetzungen für optimale Bilder. Jetzt geht es um die Bildgestaltung. Was ein fast wichtigerer Teil ist. Was nützt das teuerste Equipment, wenn sich der Fotograf keine Gedanken macht, was er fotografieren möchte. Die Aussage eines Bildes ist besonders wichtig. Entscheidend für die Wahl der Einstellungen ist die Voraussetzung der Halle und die Stärken des Fotografen, entweder eine Aktion von verschiedenen Spielern oder es wird der Spielverlauf bildlich wiedergegeben.

3. Bildgestaltung

Volleyball Emotionen: Lukas Kampa on fire beim Länderspiel

Der Bildinhalt sollte immer der Aussage angepasst werden. Und da gibt es beim Volleyball unzählige. Emotionen sind im Sport elementar. Jubel, Freude, Enttäuschung. Teleobjektive sind nah dran am einzelnen Spieler, Stimmungen der Mannschaft fängt der Fotograf am besten mit dem Weitwinkel ein.
Die Aussage des Bildes wird gesteigert, sobald Kontraste eingebaut werden. Jubelnder Spieler scharf und die enttäuschte Mannschaft unscharf dahinter. Es geht natürlich auch andersherum, je nachdem vorauf der Fokus de Aussage des Fotografen liegt. Welche Mannschaft begleitet er, für wen wird fotografiert usw.
Emotionen sollten somit zum Spielverlauf passen. Der Herausforderer ärgert den Favoriten. Tolle Jubelbilder auf der einen Seite, aber wenn der Favorit dennoch haushoch gewinnt, ist die Freude nicht mehr so stark relevant, dennoch kann das Bild für den weiteren Saisonverlauf wichtig werden. Bester Spieler des Teams. Da nimmt man doch gerne ein Bild mit positiver Emotion. Emotionen sind nur einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen, somit sehr schwer einzufangen. Eine hohe Konzentration und Beobachtungsgabe ist da wichtig. Der emotionale Ausbruch des Spielers sollte immer mit dem Gesicht zur Linse passieren, deswegen ist die Standortwahl sehr wichtig.

4. Standortwahl

Nicht nur Emotionen sind wichtig. Es gehört auch das Umfeld dazu. Das Umfeld besteht aus Trainern, und Auswechselspielern sowie Ballkinder, Schiedsrichter und Zuschauer. Um das alles einzufangen ist ein Wechsel des Standortes wichtig. Beim Volleyball haben sie ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit. Dies ist aber vereinsabhängig und sie sollten das vorher klären, wo sie sich als Fotograf platzieren können. In den meisten Fällen dürfen sie sich überall in der Halle bis zur Bande auf dem Spielfeld bewegen. Auch Zuschauerränge dürfen in Absprache mit dem Veranstalter betreten werden, auch wenn sie abgesperrt sind. Versuchen sie verschiedene Aktionen aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren. Das steigert das Interesse. In der folgenden Grafiken gibt es einige Inspirationen zur  Wahl des Standorts und des eingefangenen Motives.

Die Abbildung zeigt ein Volleyballfeld mit Punkten für Fotografen um das Feld, welche zeigen welche Motive beim Volleyball man von dort aus fotografieren kann.

Welcher Standort ist optimal für welches Motiv? – Inspirationen für die Standortwahl eines Fotografen

5. Spielverständnis

Für tolle aktienreiche Bilder ist ein gutes Spielverständnis hilfreich. Wer wird als nächstes angespielt. Volleyball ist sehr schnell, wenn sie den nächsten Spielzug erahnen, ist es einfacher den Spieler zu fokussieren. Sie gewinnen einfach Zeit für den richtigen Moment. Für den journalistischen Bereich sollten sie wichtige Informationen kennen. Wer ist Favorit? Wer ist der beste Spieler in folgenden Punkten Annahme, Block, Aufschlag, Angriff, Abwehr? Wechselwillige Spieler, Neuverpflichtungen usw. Zeitungen und Agenturen wollen diese Infos bebildern. Es steigert ihre Wahrscheinlichkeit, dass das Bild gekauft wird.
Der Bildinhalt ist abhängig von den technischen Möglichkeiten der eigenen Ausrüstung und der Spielhalle. Ein hoher Bewegungsfreiraum in der Halle ermöglicht viele unterschiedliche und interessante Perspektiven. Schnelles Bearbeiten und zur Verfügung stellen erhöht das Interesse an den Bildern enorm.